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Donnerstag
10.01.2013

Nach der NZZ kündigt ein Verlag nach dem andern eine Bezahlschranke für die Online-News-Plattformen an. Auch der «Tages-Anzeiger» hatte die Einführung im vergangenen Jahr bekannt gemacht. Es ist aber nur eines der Rezepte, das Christoph Tonini, Vorsitzender der Unternehmensleitung bei Tamedia, an der Dreikönigstagung als Lösung präsentierte, wie Tamedia die Schwelle zur digitalen Zukunft meistern will. Auch Rubrikenportale im Internet und neue Geschäftsfelder sollen die finanzielle Situation des Verlages verbessern.

Die Bezahlschranke will Tamedia bis Ende 2013 einführen, gab Christoph Tonini in seinem Referat bekannt. «Wir müssen eingestehen, dass das werbefinanzierte Reichweitenmodell gescheitert ist», sagte er. Es gebe im Moment keinen anderen Ansatz, als der NZZ Erfolg zu wünschen. Der «Tages-Anzeiger» setzt wie die NZZ auf eine Metered Paywall, bei der eine gewisse Anzahl an Artikeln auch in Zukunft kostenlos zur Verfügung stehen wird.

Die Paywall wird auch einen Einfluss auf die publizistische Linie der Titel haben. Tonini will aber nicht die Qualität bei «20 Minuten Online» abbauen, um die Inhalte hinter der Bezahlschranke begehrenswerter zu machen, sondern er spricht von mehr Hintergrund im Print. «Die aktuelle, kurze News-Meldung ist für Mobile-Geräte prädestiniert. Auf dem Desktop kann dann zeitlich etwas verzögert mit Live-Ticker, Video etc. schon mehr Inhalt geboten werden», sagte Tonini. «Das Medium Zeitung muss in diesem Wettbewerb längere, informative Hintergrundberichterstattung und Analysen bieten.»

Doch auch mit der Paywall sind die finanziellen Sorgen des Verlags noch nicht weg. «Das ist nur eine alternative Erlösquelle», so Tonini. «Eine Bezahlmauer kann schnell zur Klagemauer werden, wenn man allein auf diese setzt.» Um den sinkenden Einnahmen bei Rubrikenanzeigen in den Printtiteln entgegenzuwirken, setzt der Verlag deshalb auf Rubrikenwebseiten wie Stellen-, Auto- oder Immobilienportale. «Die Prognose, dass es bald keine Stelleninserate im Print mehr geben wird, ist nicht gewagt», so Tonini.

Man müsse im Internet allerdings die Nummer eins sein, um bestehen zu können. «Die Profitabilität der Nummer 1 steht in direkter Korrelation zu ihrem Abstand zur Nummer 2», so Tonini anschliessend ans Referat gegenüber dem Klein Report. «Je nach Marktgrösse können aber durchaus mehrere Akteure das Geschäft profitabel betreiben.» Eine Konzentration sämtlicher Rubrikenportale auf ein Medienhaus sei keineswegs zwingend.

Weiter setzt Tamedia auf Plattformen und Dienste wie Zattoo, Olmero, search.ch oder Doodle. «Es sind auch Investitionen in neue Geschäftsfelder notwendig, wenn man mittelfristig weiterwachsen will», sagte Tonini dem Klein Report. «Selbst erfolgreiche Rubrikenportale und Metered Paywalls werden die Verluste im klassischen Printbereich nicht voll kompensieren können.» Der Umsatz im Digitalbereich solle bei Tamedia im Jahr 2013 mit rund 210 Millionen Franken einen Anteil von 19 Prozent erreichen und damit auch einen wichtigen Teil am Gewinn ausmachen, so Tonini.

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