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Montag
03.10.2011

Ein Filmfestival fürs Publikum ging am Sonntag mit dem Drama «Help» (USA) von Tate Taylor, dem Dokumentarfilm «Lemon» (USA) von Laura Brownson und Beth Levison, den Kurzfilmen «Border Lines» und der «Actors Closing Party» im Restaurant Hiltl zu Ende. Viel Kinovolk lockten natürlich prägnante Werke mit Staraufgebot wie «Contagion», der Viren-Thriller mit Matt Damon und Laurence Fishburne, das Melodrama «Melancholia» mit Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, der Finanzthriller «Margin Call» mit Kevin SpaceyJeremy Irons und Demi Moore oder das Psychodrama «A Dangerous Method» mit Keira Knightley und Viggo Mortensen. Sie sorgten für ausverkaufte Säle.

Aber nicht nur diese «grossen Kisten», die ihren (Erfolgs-)Weg ins Kino finden werden, waren einen Kinobesuch wert. Zu Recht hat die Jury ein Auge auf das Psychodrama «Take Shelter» geworfen und es mit einem «Goldenen Auge» ausgezeichnet. Bauarbeiter Curtis (Michael Shannon) sieht einen gewaltigen Tornado auf sich und seine Familie zukommen. Er will sie schützen und baut einen Bunker. Keiner will seiner apokalyptischen Vision glauben. Man hält ihn für verrückt. «Take Shelter» ist die traumatische Parabel einer bedrohten, in Frage gestellten Welt. Die Zerreissprobe einer Familie, die Zerrüttung des Vertrauens: Am Ende scheint die Katastrophe unaufhaltsam. Die Vision wird Wirklichkeit - oder doch nicht?

Dass es auch ohne Millionengelder geht - aufgrund fehlender Förderung von Bern bis Zürich -, beweist der Erstling «Mary & Johnny». Diese Schweizer Produktion im Wettbewerb des ZFF verdient Aufmerksamkeit. Sie kam überhaupt nur dank zweier Sponsoren zustande. Die Regisseure Samuel Schwarz und Julian Grünthal drehten ihren Low-Budget-Film in nur neun Tagen rund ums Zürifäscht und um die Fussball-EM 2008. Als vage Vorlage diente Ödön von Horvaths Volksstück «Kasimir und Karoline». Zwei Menschen finden sich, verlieben sich, verlieren sich - auf dem Rummelplatz (Bellevue) Zürich. Ein herbes, ungeschliffenes Liebesdrama im dokumentarischen «Piratenstil». Schnell drehen und weg und Schnitt.

Eine prägnante Leistung lieferte dabei Ex-Miss-Schweiz Nadine Vinzens als Mary. Die beiden Filmer von der Theatertruppe 400ASA fühlten sich mit ihrem ausserordentlichen Filmstück beim Zurich Film Festival bestens aufgehoben. «Der Film passt zum Festival», meinten die beiden Filmer gegenüber dem Klein Report. «Kommerz und Kapital funktionieren hier erfolgreich. Wir spielen mit vorgeprägten Bildern und beschreiben kleinbürgerlichen Furor. Gegen den Strich eben - wir haben vieles von dem gemacht, wovon man uns abgeraten hat. Auch bei Ex-Miss-Schweiz Nadine Vinzens. Die hätte zu lange Beine, bekamen wir zu hören. Sie war auch einer der Gründe für die Verweigerung von Fördermitteln.»

Noch hat «Mary & Johnny» keinen Filmverleih, aber das kann sich bei den Hofer Filmtagen Ende Oktober bereits ändern. Der Film wurde eingeladen. Gleichwohl planen Schwarz und Grünthal Teil zwei und drei einer Trilogie: «Sepp», der Chef der Fifa werden will, und «Mischa», der aus dem Knast zurückkehrt. Beide tauchen bereits als zwielichtige Gestalten in «Mary & Johnny» auf.