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Mittwoch
25.03.2009

Gewaltenteilung ist ein wichtiger Grundsatz in einem demokratischen Staat. Der Grundsatz sollte auch im Wirtschaftsleben gelten, wie sich an einem aktuellen Beispiel exemplarisch zeigen lässt. Es ist offensichtlich, dass die Publicitas als Bestandteil der Publigroupe den Branchendienst «Persönlich», der seinerseits zur Publigroupe gehört, als Marketinginstrument missbraucht.

Folgendes hat sich zugetragen: Am Dienstagabend erfuhr der Klein Report von einer Neubesetzung in der Chefetage der Publicitas, nachdem bereits am Nachmittag interne Kreise und gewisse Kunden von dieser wichtigen Personalie erfahren hatten. Es wäre Sache der Börsenaufsicht, abzuklären, ob das Ausstreuen solcher Informationen vor Börsenschluss allenfalls gesetzwidrig ist, da sie den Stellenwert einer Strategieänderung haben könnten. Sogleich begann der Klein Report mit der Recherche bei den betroffenen Personen, und obschon nicht alle Beteiligten darüber glücklich waren, war die Meldung um 22.45 Uhr fertig.

Bei der Meldung ging es um den Publicitas-Fachmann Moreno Cavaliere, der die neu strukturierte Geschäftseinheit «Print National» mit Publicitas Publimedia, Publicitas Publimag, Publicitas Mosse, Publicitas Publiconnect und Publicitas Swiss Press übernimmt. Nicht gerade eine kleine Abteilung, denn sie hat geschätzte 700 bis 800 Millionen Franken Jahresumsatz. Und durchaus bedeutend für die Schweizer Print-Verleger, abgesehen von der Börsenrelevanz.

Bereits um 21 Uhr hatte ein Publicitas-Verantwortlicher dem Klein Report ein Communiqué zur Sache angekündet, das aber bis um 23 Uhr nicht auf der Redaktion eintraf. Dann begann der Versand des Klein-Report-Newsletters - und kaum waren die ersten Exemplare bei den Abonnenten, erhielt, oh Wunder, der Klein Report das zwei Stunden vorher angekündete Communiqué. Die «Werbewoche» musste sogar bis 23.14 Uhr warten und schaffte es prompt nicht mehr, die Meldung ihren Leserinnen und Lesern zukommen zu lassen, wie Chefredaktor Pierre C. Meier verärgert gegenüber dem Klein Report bestätigt. «Persönlich» - kaum nötig zu sagen - hat die Verlautbarung praktisch eins zu eins publiziert. Das Ganze wie immer ohne Hinweis, dass «Persönlich» im Besitz des Werbevermarkters Publigroupe ist.

Das Vorgehen von Publicitas/«Persönlich» gegenüber Mitbewerbern - obschon nicht eben weltbewegend - ist symptomatisch für eine Konkurrenzsituation, in der alle Regeln des Anstandes und Korrektheit vergessen gehen.