Content:

Dienstag
21.06.2011

Werner Hartmann, Titularprofessor an der ETH, über sein Garagenprojekt Horizobu und seine Ambitionen, mit der eigenen Suchmaschine in fünf Jahren eine ernsthafte Konkurrenz zu Google zu etablieren.

Klein Report: Herr Hartmann, weshalb lancieren Sie eine neue Suchmaschine? Wurden Sie bei Google nicht fündig?
Werner Hartmann: Man findet bei Google viel, aber die Resultate sind einseitig und man wird zielstrebig geführt. Wir wollen mit unserer Suchmaschine das Spektrum der Antworten erweitern und zeigen, was es sonst noch so alles im Internet gibt.

Klein Report: In welchem Spektrum hat es noch Potenzial?
Hartmann: Insbesondere bei vertieften Recherchen, etwa zu einer speziellen Musikrichtung oder einem wissenschaftlichen Thema. Wikipedia verlinkt auf seiner Seite beispielsweise auf andere Beiträge, die zum Thema passen. Google nutzt das nicht aus und bezieht das Wissen der Community nicht ein. Bei der Suche nach dem Kinoprogramm oder den Wetteraussichten bilden wir uns aber nicht ein, bessere Resultate als Google liefern zu können.

Klein Report: Also ist Horizobu gar keine Konkurrenz zu den bestehenden Suchmaschinen?
Hartmann: Es wäre anmassend, das zu behaupten. Allerdings muss man bedenken, dass es vor zehn Jahren nur eine Suchmaschine gab: Altavista. Google hat sich in den letzten fünf Jahren verbessert, ist aber im Grundsatz dieselbe geblieben. Das Einbeziehen von Web 2.0 steht bei Google noch in den Anfängen, genauso wie unsere Plattform. Vielleicht sind wir aber in fünf Jahren eine Konkurrenz.

Klein Report: Auch die anderen Suchmaschinenbetreiber - wie Google mit dem Plusone-Button - setzen vermehrt auf Web 2.0. Haben Sie keine Befürchtungen, dass Ihnen die Grossen die Butter vom Brot stehlen?
Hartmann: Für die erfolgreichen Suchmaschinen ist es ein Risiko, die Suche umzustellen, da sie die Bedürfnisse ihrer Nutzer weiterhin erfüllen wollen. Änderungen werden deshalb nur nach und nach und hinter der Kulisse gemacht. Wir hoffen, dass wir hier die Nase zumindest eine Zeit lang vorne haben.

Klein Report: Eine solche Suchmaschine ist technisch anspruchsvoll. Können Sie da mit Google mithalten?
Hartmann: Google ist bezüglich Performance besser dran als wir. Eine Seite muss auch bei grossen Datenmengen schnell funktionieren, da hat Google mehr Mittel zur Verfügung. Schwierig war auch der Aufbau des Userinterfaces, das noch einige Mängel aufweist.

Klein Report: Die Performance ist an die Leistung der Server gekoppelt. Ist es nicht teuer, eine solche Infrastruktur zu betreiben?
Hartmann: Hier kommt uns das Cloud Computing zugute, mit dem auch kleine Unternehmen die Infrastruktur einfach und nach Bedarf mieten können.

Klein Report: Noch finanzieren Sie die Seite aus der eigenen Tasche. Soll das so bleiben?
Hartmann: Nein, im Moment halten wir einfach die Kosten so gering wie möglich. Wenn wir aber feststellen, dass das Projekt läuft, dann wollen wir uns über Werbung finanzieren. Angedacht ist hier, dass wir die Werbung einkaufen werden. Vielleicht sogar bei Google, obwohl das etwas absurd wäre.

Klein Report: Was sind Ihre Ambitionen und die Aussichten für das Projekt?
Hartmann: Bisher war es die Motivation, eine Idee umzusetzen: Die steht jetzt und funktioniert. Nun suchen wir einen Investor, damit wir Horizobu in den nächsten zwei Jahren ausbauen und in Deutschland und der Schweiz etablieren können. Langfristiges Ziel wäre es natürlich, dass in fünf Jahren niemand mehr mit Google sucht, aber da sind wir realistisch. Im Idealfall bekunden grosse Suchmaschinenbetreiber Interesse am Konzept und beteiligen sich daran.