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Freitag
03.12.2010

«Ausschaffung» ist das Schweizer Wort des Jahres 2010. Aus über 2000 Vorschlägen hat sich dieses Wort durchgesetzt. Die Jury unter der Leitung von Hannes Hug begründete den Entscheid am Donnerstag damit, dass es mit «Minarettverbot» im letzten Jahr und mit «Ausschaffung» in diesem Jahr lediglich einer einzelnen politischen Gruppierung gelingt, gleichsam Themen zu setzen, den öffentlichen Diskurs zu bestimmen und neue Ausdrücke im Volksmund zu verankern. Die plakative Formulierung «Ausschaffung» habe den ursprünglich verwendeten Ausdruck «Rückführung» komplett aus der Alltagssprache verdrängt.

Als Unwort des Jahres 2010 wurde die Bezeichnung «Fifa-Ethikkommission» bestimmt. «Aufgrund der wiederholten Korruptionsbeschuldigungen rund um die Fifa und ihre Funktionäre beabsichtigt der Weltfussballverband nun mit einer hausgemachten Kommission seine hausgemachten Probleme zu lösen», schreibt die Jury. In diesem Zusammenhang den Begriff der Ethikkommission zu strapazieren, ist nach Ansicht der Jury ein glatter Widerspruch - ohne Wenn und Aber.

Als Satz des Jahres 2010 wurde «Die Schweiz ist eine frustrierende Alpen-Demokratie» gewählt. Der ehemalige US-Botschafter Peter Coneway hielt diesen Satz 2008 in einem Protokoll fest, das in den vergangenen Tagen durch Wikileaks veröffentlicht wurde. Dies sei gemäss Jury ein kleiner Beitrag der Schweiz im grossen Wikileaks-Skandal - wenn auch ohne richtigen Newswert. Die Jury befand einstimmig: «Wir uns auch!»

Das Jugendwort des Jahres 2010 ist «hobbylos». «Hobbylos» ist gemäss Jury für junge Menschen in der Schweiz eine verbale Allzweckwaffe. Das Wort stehe für Antriebslosigkeit, Langeweile und Apathie, aber auch für Freude, grossen Spass oder Genialität. Ein Wort, das in der Erwachsenensprache kaum verwendet und auch nicht wirklich verstanden werde und damit alles ausmache, was ein Jugendwort brauche.

Weitere wichtige Wörter seien 2010 «Gotthard-Durchschlag» und «Verrichtungsbox», jene Temporärunterkünfte, die einer Garage ähneln und Strassenprostituierten die Möglichkeit bieten, ihre Freier unter einigermassen sicheren Umständen zu bedienen.

Die Aktion «Wort des Jahres» wird in der Schweiz seit 2003 durchgeführt. Mit über 2000 Wortvorschlägen beteiligt sich die Bevölkerung an dieser Aktion. In der von Hannes Hug geleiteten Jury sitzen sechs Wortwerkende und Medienschaffende aus der Deutschschweiz und dem Fürstentum Liechtenstein.