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Freitag
18.12.2009

Aufregung in der kleinen wilden Zürcher Radioszene: Die beiden Inhaber der RadioJay AG, Gregor Loser und Frederik Stucki, haben beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) eine Stellungnahme zur Konzessionsübertragung von Radio RMC an Radio Energy abgegeben. Auf zwölf vollen Textseiten erklärt die Zürcher Rechtsanwaltskanzlei Gfeller_Budliger unter anderem, weshalb man Giuseppe Scaglione, Inhaber der Music First Network AG und Inhaber der Radiokonzession Versorgungsgebiet 24 (Region Zürich) die Konzession entziehen oder als Alternative die Konzession neu ausschreiben soll.

«Die Übertragung der Konzession an die Mitbeteiligte 2 (gemeint ist Radio Z AG, Ringier, Anm. Redaktion) gemäss Art. 48 RTVG ist unzulässig, weil damit in rechtsmissbräuchlicher Art und Weise das Ausschreibungsverfahren zulasten der Gesuchstellerin umgangen würde. Eine Übertragung der Konzession vor Betriebsaufnahme an ein Unternehmen, das an der Ausschreibung nicht teilgenommen hat, ist jedenfalls so lange unzulässig, wie ein unterlegener Mitbewerber nach wie vor Interesse an der Konzession hat», heisst es in der am 11. Dezember 2009 verfassten Stellungnahme. Dieser Mitbewerber ist die Zürcher RadioJay AG, bei der bis vor Kurzem Oliver Flueckiger, einer der Mitgründer der Firma, heftig im Radiogeschäft mitmischte.

Für Aufregung in der Radioszene sorgte auch die Tatsache, dass Flueckiger heute beim Privatradiosender Energy Zürich (Ringier AG) tätig ist. Also bei einer der «eingeklagten» Parteien arbeitet. «Ich habe nichts damit zu tun», wehrte Flueckiger gegenüber dem Klein Report am Donnerstag ab. «Am 1. Dezember 2009 habe ich meine 40 Prozent an der RadioJay AG wegen Unstimmigkeiten an den heutigen Hauptaktionär Gregor Loser verkauft», ergänzt er und versicherte erneut, dass er absolut nicht involviert sei. «Ich arbeite bei Energy Zürich und mache das New Business Management», so Flueckiger weiter.

Die RadioJay AG ist im Dezember 2007 gegründet worden, mit dem Ziel, genau diese Radio-Konzession (UKW-Programm ZüriLive, Versorgungsgebiet Zürich, Nr. 24) zu erhalten. «Ich bin seit November 2008 bei Energy Zürich, die RadioJay AG hat seit dem Einreichen des Konzessionsgesuches im Dezember 2007 keine Geschäftstätigkeit ausgeübt», ergänzte Flueckiger.

Radiopionier Giuseppe Scaglione, dem mit der Veräusserung der Konzession an Ringier ein gekonnter unternehmerischer Schachzug gelang, zeigte sich auf Anfrage des Klein Reports erstaunt: «Ich weiss nicht, was diese Stellungnahme bewirken soll.»

Auf Anfrage des Klein Reports, was die Initianten von RadioJay AG mit der Stellungnahme bezwecken, antwortete Gregor Loser am Donnerstagabend per E-Mail: «Im Gegensatz zu den anderen Vernehmlassungsantworten handelt es sich nicht um eine Stellungnahme, sondern um ein konkretes Rechtsbegehren. Dessen Ziel geht aus dem Inhalt hervor.»

Loser und Stucki, die «seit über 20 Jahren national und international im Bereich Kommunikation / Broadcasting / elektronische Medien tätig sind», wie Loser schreibt, glauben an den Erfolg ihrer Eingabe. Allein der zeitliche und finanzielle Aufwand für das Dossier beläuft sich auf mehrere Tausend Franken. Kann die Eingabe denn auch zu einer Neukonzessionierung führen? Gregor Loser: «Ja, wir sind uns unserer Argumentation sicher.»

Das neuerliche juristische Geplänkel gegen den Deal zwischen der Ringier AG und dem Radio-Unternehmer Giuseppe Scaglione ist höchst verwirrend, aber auch amüsant. Im Schreiben heisst es dann auf Seite 12: «Abschliessend ersuche ich Sie, sehr geehrter Herr Bundesrat, sehr geehrte Damen und Herren, antragsgemäss zu entscheiden, das Gesuch der Mitbeteiligten abzuweisen und die Konzession mit Leistungsauftrag ohne Gebührenanteil für das Versorgungsgebiet 24 der Gesuchstellerin zu erteilen.»