Content:

Donnerstag
14.05.2020

Medien / Publizistik

Der offene Brief erschien als Inserat im «Blick» und als Paid Post bei zentralplus.ch (Bild: © Dominik Meier, Twitter)

Der offene Brief erschien als Inserat im «Blick» und als Paid Post bei zentralplus.ch (Bild: © Dominik Meier, Twitter)

In einem offenen Brief kritisiert der Aktionär Daniel Brunner die geplante Dividendenausschüttung der RMH Regionalmedien AG an die AG für die Neue Zürcher Zeitung. Damit verschafft Brunner seinem Ärger gegenüber den obersten Gremien der beiden Aktiengesellschaften Luft.

Der Verwaltungsrat der RMH Regionalmedien AG (ehemals LZ Medien Holding AG und Verlag der «Luzerner Zeitung») will «deutlich mehr als die im vergangenen Jahr erarbeiteten Mittel als Dividenden ausschütten, zu 97 Prozent an die Hauptaktionärin NZZ». Mit diesen Worten eröffnete Daniel Brunner am Mittwoch einen offenen Brief, der als Inserat in der Boulevardzeitung «Blick» von Ringier und unter zentralplus.ch als Paid Post publiziert worden ist.

Die Dividende in Höhe von 13,42 Millionen Franken würde bei einem ausgewiesenen Gewinn der RMH Regionalmedien AG von 1,88 Millionen Franken «einer Ausschüttungsquote von sage und schreibe 714 Prozent» entsprechen. Diese Dividende wurde für die anstehende Generalversammlung vom 14. Mai 2020 beantragt.

Brunner bezeichnete dies als «Transfer nach Zürich»: Der Betrag von 13,42 Millionen entspreche mehr als das 1,6-Fache der Dividende von 8 Millionen Franken, die die AG für die Neue Zürcher Zeitung Ende April ausschüttete. «Die fadenscheinige Begründung einer ,Dividendenzahlung als Abbild des letztjährigen Erfolgs’ geniesst 2020, bei beantragten Dividenden in mehrfacher Höhe des Jahresgewinns, keinerlei Glaubwürdigkeit.»

Dabei würden die Redaktionen der NZZ offensichtlich nicht profieren. «Vielmehr finanzierten und finanzieren diese Transfers die gerade unter dem gegenwärtigen NZZ-Verwaltungsratspräsidenten häufig wechselnden Spitzenmanager samt ihrem akkumulierten Sammelsurium ,elektronischer Ventures’, schrieb Brunner weiter.

Angesichts dessen, dass CH Media Kurzarbeit beantragt habe und «ertragsmässig in einer kritischen Situation» stecke, sei jeder Entzug von Mitteln nicht nur ein «Affront» für die Mitarbeitenden der RMH Regionalmedien AG, sondern gefährde ebenso die «Unterstützung der Öffentlichkeit für eine grosszügigere Subvention der Zeitungszustellung durch den Bund».

Daniel Brunner appellierte am Schluss des Briefs direkt an NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod und an RMH-Verwaltungsratspräsident Felix Graf, der auch CEO der NZZ ist. Es liege an den beiden Herren «Verantwortung zu übernehmen und die fehlgeleiteten Anträge betreffend Dividendenausschüttung der RMH Regionalmedien AG zurückzuziehen, beziehungsweise abzulehnen».