Der zum zweiten Mal verliehene Schweizer Buchpreis geht an die Schriftstellerin Ilma Rakusa für ihr Buch «Mehr Meer». Die Preisverleihung fand am Sonntag an der BuCH.09 in Basel statt. Ilma Rakusa (63) ist in der Slowakei geboren. In Zürich besuchte sie die Volksschule und das Gymnasium und studierte Slavistik und Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Rakusa hat einen Lehrauftrag an der Universität Zürich.
Der Verlag schreibt zu «Mehr Meer»: «Ilma Rakusa geht in ihren Erinnerungen dem kleinen Mädchen nach, der Tochter eines slowenischen Vaters und einer ungarischen Mutter, deren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljubljana, Triest nach Zürich und von da weiter ausgreifend nach Ost und West, nach Leningrad/Petersburg und Paris reichen. Die überall Fremde, Nicht-ganz-Zugehörige findet sehr früh schon ihre Heimat in der Musik, im Klavierspielen, und, mit der Entdeckung Dostojewskijs, in der Literatur, aber auch in der Bewegung, im Unterwegssein, im Reisen.»
«Mehr Meer» gehe weit über eine Nacherzählung einer Kindheit und Jugend hinaus; es sei die Beschwörung dessen, was von den vielen Lebensorten und Begegnungen bleibt: Töne und Klänge, Farben und Stimmungen, einzelne Szenen und Blitzlichter («Die Bilder, sage ich, in Ehren. Aber zuerst kommen die Gerüche.»). «In vielen kleinen Selbstbefragungen, in Dialogen, Gedichten und Erinnerungsbildern geht Ilma Rakusa ihrer Geschichte auf den Grund: der vom Vater initiierte ständige Ortswechsel, das Paradies des Meeres und der Küste in Triest und Grado, erste Küsse, erste Reisen, die Musik und die Begegnung mit den Ritualen der Ostkirche, die ersten Auslandsjahre in Paris und im damals noch sowjetischen Leningrad», schreibt der Verlag.
Martin Ebel, «Tages-Anzeiger», lobte in seiner Laudatio Rakusas «Schönheitsempfindlichkeit» und die «Erfüllung der Welt mit Poesie». «Geschult im Umgang mit den grossen Lyrikern, die sie übersetzt, interpretiert und vermittelt, geschult auch durch die eigene lyrische Arbeit», habe Ilma Rakusa ein episches Werk geschaffen, das lyrische Ansprüche erfülle.
Der Schweizer Buchpreis ist mit 50 000 Franken dotiert.
Sonntag
15.11.2009