Das Evaluationsverfahren für die Neubesetzung des CEO-Postens bei der Publicitas hat mehrere Monate in Anspruch genommen. «Wir haben vor Längerem eine externe professionelle Personalsuche durch Korn Ferry International veranlasst», sagte Hans-Peter Rohner, CEO und VR-Präsident der Publigroupe, gegenüber dem Klein Report am Freitag. «Beat Roeschlin ist ein idealer Kandidat. Er ist ein waschechter Unternehmer, ein Profi im Vermarktungsgeschäft und ein sehr umgänglicher Mensch, was in unserem Geschäft sehr wichtig ist, da wir vom Jura bis ins Tessin und ins Appenzellerland überall tätig sind», so Rohner weiter.
Robert Schmidli, der seit Januar 2008 Publicitas/Media Sales als CEO leitet, werde über den Termin vom 1. Mai 2010 hinaus Roeschlin beim Übergang zur Verfügung stehen. «Robert Schmidli wird auf Mandatsbasis für die Publicitas danach - voraussichtlich vor allem im internationalen Bereich - tätig sein», erklärte Rohner den Personalwechsel. Schmidli habe aus sehr privaten Gründen gekündigt, so Rohner: «CEO von Publicitas ist heute sicherlich eher ein 150-Prozent- als ein 100-Prozent-Job, und diese Belastung möchte Robert Schmidli nicht weiter tragen, um mehr Zeit für private Prioritäten zu haben. Andererseits will er sicher nicht ganz aufhören zu arbeiten.»
Das internationale Geschäft der Publicitas mit Asien, Europa und den USA soll in Zukunft durch eine vereinfachte Organisationsstruktur weiterentwickelt werden. «In diesem Bereich werden wir unter der Leitung von Beat Roeschlin den Posten eines CEO International mit Sitz in Zürich besetzen, sagte Rohner. «Das dürfte im ersten Halbjahr 2010 der Fall sein, operativ wird diese Funktion etwa Anfang 2011 aktiv werden.»
Roeschlin (54), der während der letzten zwölf Jahre das Schweiz-Geschäft des US-Aussenwerbekonzerns Clear Channel geleitet hat, bringt nicht nur viel Managementerfahrung mit, seine Logistikerfahrung beim Plakatvermarkter dürfte bei der Publicitas beim Aufbau einer vollständig digitalisierten Abwicklungsorganisation für Werbeaufträge von enormem Vorteil sein.
«Die Verlagsbranche ist neben der Landwirtschaft eine mit standardisierten Prozessen am schlechtesten organisierte Branche», so Rohner zum Kernbereich Logistik. «Es gibt hier bisher weltweit keine vereinheitlichten Branchenlösungen für das Verlagsgeschäft.»
Der neue Geschäftsbereich Logistik umfasst die bisherigen Bereiche Business-Engineering, die IT-Service-Firma pixedia sowie weitere heute auf Gruppenstufe angesiedelte IT-Services. «An diesem Weiterentwicklungsprozess sind an die 150 P-Angestellte beteiligt. Wir werden eine Vielzahl von Aktivitäten neu bündeln, damit werden wir dringend notwendige Effizienzgewinne erzielen und weiter an Schlagkraft zulegen», sagte Rohner über den kostenintensiven Unternehmensteil.
Neben dem Bereich Logistik werden auch die zwei Geschäftsbereiche Publicitas International und der grösste Umsatzbereich, die Publicitas Schweiz mit 56 Niederlassungen, neu gegliedert. «Roeschlin wird für die erfolgreiche Neupositionierung von Publicitas in der Schweizer Medienvermarktung verantwortlich sein», schreibt der Inseratevermarkter dazu.
Die Implementierung des neuen Geschäftsmodells beinhalte eine weitere Dynamisierung des Verkaufs: «Wie bereits früher ausgeführt, wird Publicitas nicht mehr für alle Medien tätig sein können; die Organisation wird auf diejenigen Medien und Kundensegmente ausgerichtet, die mit Publicitas Zusammenarbeitsverträge unterhalten oder neu eingehen», erklärte der CEO der Publigroupe gegenüber dem Klein Report die bereits öfter geäusserte Stossrichtung. «Für Verlage und Medien, mit denen Publicitas keine wirtschaftlich interessanten Zusammenarbeitsabkommen abschliessen kann, wird Publicitas nicht mehr tätig sein. Und andererseits wird Publicitas in verschiedenen Regionen der Schweiz auch ihre Vermarktung für Non-Print-Medien ab 2010 systematisch weiterausbauen; etwa im Bereich Online-Classified-Portale, Radio, Electronic-Outdoor etc.»
Auf die Frage des Klein Reports, was man sich unter «Dynamisierung» genau vorstellen muss, sagte Hans-Peter Rohner abschliessend: «Höhere Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse, veränderte Entlöhnungssysteme, Ausbau der interaktiven Verkaufskanäle ... Intensivere Zusammenarbeit mit strategischen Geschäftspartnern auf Medien- und Auftraggeberseite.»
Samstag
05.12.2009