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Donnerstag
12.11.2009

Vorpremiere am Mittwochabend im Zürcher Kino Le Paris. Die Filmerin Bettina Oberli, die mit ihrer herzhaften Komödie um engagierte Seniorinnen, «Die Herbstzeitlosen», grosse Kinoerfolge feierte, stellte ihr neustes Werk vor: «Tannöd», die Verfilmung des prämierten Romans (Deutscher Krimipreis 2007) von Andrea Maria Schenkel.

Das düstere Dorfdrama um einen sechsfachen Mord auf einem abgelegenen Hof ist eine schweizerisch-deutsche Koproduktion. Der Film wurde im Sauerland und in der Eifel gedreht und startet gleichzeitig am 19. November in Deutschland und der Schweiz. Das stimmige Kinowerk ist kein Krimi im landläufigen Sinn, sondern eher ein Psychodrama um Schuld, Vergehen, Verdrängen und Ängste.

Eine junge Frau, gespielt von Julia Jentsch, kehrt in ihr Dorf zurück, in dem zwei Jahre zuvor eine ganze Familie brutal ausgelöscht worden ist. Die Frau weckt die Vergangenheit, die von den Dörflern begraben schien. Nur der Waldstreicher, verkörpert vom Berner Singer-Songwriter Nils Althaus, war Augenzeuge der Morde auf dem Tannöd-Hof. Der Klein Report wollte von ihm wissen, wer denn nun der Mörder sei. Verschmitzt verweigerte Althaus an der Vorpremiere die Antwort.

Nicht das Whodunit und kriminalistische Aufdecken sind für Regisseurin Bettina Oberli wichtig, sondern die menschlichen Hinter- und Abgründe. Hauptdarstellerin Julia Jentsch bringt es auf den Punkt: «Mit dem Fall sollte man nicht abschliessen, wenn der Film zu Ende ist.» Der Tannenwald, der unheimlich präsent ist, wogt und schweigt, spielt dabei ebenso eine wichtige Rolle wie die «Hexe» Traudl, die in alten Wunden rührt (Monica Bleibtreu in einer ihrer letzten Filmrollen).

Die sehr gut besuchte Vorpremiere im Zürcher Kino Le Paris verlief etwas harzig - mit peinlichen Einspielungen diverser TV-Teams vor der Aufführung, die Belangloses von den Akteuren wissen wollten, und einem mühsamen Bühnentalk nach dem Film, den Radiomoderator Michael Sennhauser (DRS 2) quälend über die Runde brachte.