Der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger wagte sich am Dienstagabend in die Höhle des Löwen und stellte sich dem Interview im arabischen TV-Sender Al-Jazeera zur Minarettverbots-Initiative. Sein Gesprächpartner war Azzam Tamimi, der seit seiner Jugend in London lebt und als Politologe auch für den «Guardian» Kommentare schreibt; er gilt als der Hamas nahestehend. Bereits zum Auftakt kanzelte Tamimi den SVP-Politiker als «neuen Hitler Europas» ab, was jedoch Freysinger nicht daran hinderte, ruhig weiter zu argumentieren.
Der muslimische Fundamentalist eröffnete seine Attacke mit den Worten: «Sie haben das Tor zur Hölle aufgestossen.» Der SVP-Nationalrat konterte: «Das Schweizer Volk hat eine politische und demokratische Reife bewiesen. Wir wollen keine Parallelgesellschaften bei uns.» Nach der hitzigen Debatte meinte Freysinger zu «20 Minuten Online»: «Durch seine Hitler-Vorwürfe hat sich mein Kontrahent selbst diskreditiert, er kam mir vor wie eine Karikatur.» Tamimi habe mit der Aussage alle Klischees eines muslimischen Fundamentalisten erfüllt. Die Diskussion habe ein völlig anderes Level der Konfrontation erreicht, als er dies bis anhin gekannt habe.
Tamer Aboalenin, der Schweizer Korrespondent von Al-Jazeera, zeigte sich beschämt angesichts der Aussagen seines muslimischen Glaubensbruders. «Dass Tamimi auf diesem Hitler-Vergleich beharrte, hat mich genervt.» Wäre der Vergleich einmal gefallen, hätte man das als verbalen Ausrutscher verzeihen können, findet Aboalenin. «Doch diese polemische Art gehört nicht zum Konzept der Sendung.» Es gehe darum, einander in sachlicher Art die Meinung zu sagen. Freysinger und Tamimi standen sich nicht direkt im Studio, sondern bloss in einer Videokonferenz gegenüber.
Mittwoch
09.12.2009