Während das Schweizer Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal 2012 im Vorjahresvergleich um 2 Prozent zulegte, ist die Wertschöpfung der grafischen Industrie gemäss dem «Viscom - BAK Index» um 7,3 Prozent zurückgegangen. Während der Abwärtstrend bei den Exporten etwas nachliess, hat sich der Nachfragerückgang von inländischer Seite im 1. Quartal 2012 weiter verstärkt.
Gleichwohl fand die rege Dynamik bei den Importen grafischer Erzeugnisse ihre Fortsetzung, was auf rückläufige Marktanteile der in der Schweiz beheimateten Betriebe schliessen lässt. In welchem Ausmass die Produktion unter der schwachen Nachfragesituation leidet, wird auch an der Importentwicklung von Papier deutlich. Die Papierimporte lagen in den letzten beiden Quartalen im zweistelligen Prozentbereich unterhalb des entsprechenden Vorjahreswertes.
Für das 2. Quartal 2012 lassen die bisher vorliegenden Indikatoren auf eine weitere Verschlechterung der Nachfragesituation schliessen, wie der Branchenverband Viscom am Freitag mitteilte. Dies gelte vor allem in Hinblick auf die Entwicklung des Aussenhandels. Die Exporte würden einbrechen und der Importdruck zunehmen, so Viscom. Auch von binnenwirtschaftlicher Seite halte die Nachfrageschwäche an. Eine signifikante Verbesserung sei in den kommenden Monaten angesichts der gestiegenen wirtschaftlichen Unsicherheiten nicht in Sicht.
Gegen den Negativtrend will die Branche mit «Swissness» ankämpfen, wie Viscom weiter mitteilte. Mit dem Label «Printed-in-Switzerland» steht der schweizerischen grafischen Industrie eine Marke zur Verfügung, die die Schweizer Herkunft von Printprodukten erkennen lässt und Printbuyern eine Identifikation mit dem Standort Schweiz erlaubt. Der Verband rief in den vergangenen zwölf Monaten die Schweizer Grossunternehmen, die Bundesbetriebe, Lehrmittelverlage und die Kantone auf, nachhaltig hergestellte Printprodukte einzukaufen. Unter Nachhaltigkeit versteht der Branchenverband die Respektierung von ökologischen Standards, die Einhaltung des geltenden Gesamtarbeitsvertrags, die Ausbildung von Lernenden, die Gleichstellung von Mann und Frau sowie die Beachtung der Arbeitssicherheitsbestimmungen. Im Rahmen einer Imagekampagne macht der Verband zusätzlich auf die Bedeutung von Print aufmerksam.
Der neue Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie soll gemäss Viscom «einen flexiblen arbeitsrechtlichen Rahmen» bilden. «Die hohen Arbeitskosten schmälern heute die Wettbewerbsfähigkeit der grafischen Industrie im internationalen Vergleich», heisst es im Kommuniqué. Der Handlungsspielraum und die Eigenverantwortung der Unternehmen müsse deshalb in den anstehenden GAV-Verhandlungen gestärkt werden. Verbandsdirektor Thomas Gsponer spricht von einem zukunftsbezogenen Umbau und warnt vor einer Ingangsetzung der Kostenspirale, die zu «katastrophalen Beschäftigungsfolgen» führen würde.