Im April erscheint im Basler Reinhardt Verlag ein Fotoband, der wie eine rasante Tour durch die Geschichte der Porträtfotografie daherkommt. Doch beim zweiten Blick erkennt man, dass hier etwas nicht stimmen kann: Roger Federer konnte unmöglich von Man Ray fotografiert werden, der amerikanische Fotokünstler war schliesslich bereits fünf Jahre tot, als der künftige Tennisstar zur Welt kam.
Der junge Basler Fotograf Lucian Hunziker hat sich mit «Basel in Portraits» an ein ehrgeiziges Projekt gewagt: Er fotografierte 59 mehr oder weniger bekannte Basler Persönlichkeiten im Stil berühmter Fotokünstler. So wurden beispielsweise die Architekten Herzog und de Meuron im Stil von Richard Avedon oder Ständerätin Anita Fetz im Stil von Martin Schoeller abgelichtet.
«Basel in Portraits» ist mehr als ein fotografischer Spass, sondern das Ergebnis eines äusserst aufwendigen und mit Akribie vorangetriebenen Projekts. Als sich Lucian Hunziker intensiver mit Fotografie zu beschäftigen begann, hatte er viele Vorbilder, aber noch keinen eigenen Stil.
«Um seinen eigenen Stil zu entwickeln, muss man wissen, welche es bereits gibt», so Hunziker. Für den Autodidakten war die über dreijährige Beschäftigung mit 59 berühmten Fotokünstlern auch ein gezieltes Selbststudium. «Mich fasziniert es, die Technik und das Handwerk hinter dem Zauber der schönen Fotografien zu entdecken und selber umzusetzen.»
Drei Jahre beschäftigte sich der ausgebildete Historiker intensiv mit den Arbeiten und Biografien seiner Vorbilder. Während es verhältnismässig schnell ging, die Schnappschüsse eines Walter Pfeiffer nachzuahmen, erforderten andere Werke wie die sorgfältig inszenierten Porträts nach Edward Steichen oder David LaChapelle einen hohen Aufwand.
Die zweite grosse Herausforderung war es, die prominenten Basler und Baslerinnen für das Fotoprojekt zu gewinnen. Hunziker fotografiert seit rund zwei Jahren für die Boulevardkolumne «Tamaras Rendez-vous» in der «Basler Zeitung» und kennt daher tout Bâle. «Drei Kritieren waren mir bei der Wahl der Persönlichkeiten wichtig», so Hunziker. «Ich wollte die absoluten Top Shots, ich wollte Vertretungen aller gesellschaftlichen Bereiche wie Sport, Politik und Kultur etc. und ich wollte in Sachen Geschlecht und Alter eine heterogene Zusammensetzung.» Und wie gelangte Hunziker an die internationalen Grössen wie Arthur Cohn oder Roger Federer? «Durch Beziehungen und viel Hartnäckigkeit.»
Hunziker ist seit dem Abschluss seines Geschichtsstudiums 2008 als freischaffender Fotograf tätig. Nebenberuflich arbeitet er als Korrektor - unter anderem auch für den Klein Report. 2010 erhielt Hunziker eine Auszeichnung beim «Prix de la Photographie Paris».