Der im Mai eröffnete Strafprozess gegen den Korrespondenten der «Washington Post» Jason Rezaian ist am Montag vor dem Revolutionsgericht in Teheran fortgesetzt worden. Die US-Zeitung kritisiert den Iran, Rezaian als politischen Poker in den Verhandlungen um das iranische Atomprogramm zu instrumentalisieren.
«Jason Rezaians ungerechte Inhaftierung wegen Spionage und anderen von den iranischen Autoritäten erfundenen Anklagen wurde inzwischen auf fast ein Jahr ausgedehnt», schrieb «Washington Post»-Herausgeber Martin Baron am Montag in der Online-Ausgabe. Es sei an der Zeit, diesen «Albtraum» zu einem Ende zu bringen.
Der Journalist hat die iranische und die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihm wird Kollaboration mit feindlichen Regierungen und Spionage vorgeworfen. Rezaian war vor einem Jahr zusammen mit seiner Frau Yeganeh Salehi, die ebenfalls als Journalistin arbeitet, inhaftiert worden. Salehi ist inzwischen wieder auf freiem Fuss.
Die langwierigen Verhandlungen mit dem Iran über dessen Atomambitionen werden zurzeit in Wien geführt. Dem Land soll die Nutzung ziviler Atomtechnologie erlaubt, die Entwicklung von Atomwaffen aber verboten werden.
Seit 2013, als der moderate Präsident Hassan Ruhani an die Macht gekommen war, verbesserte sich das Verhandlungsklima. Allerdings liegen einer Einigung auf beiden Seiten immer noch Steine im Weg.
Die Republikaner in den USA lehnen die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen ab und die ultrakonservativen Kräfte im Iran wollen Konzessionen gegenüber dem Westen verhindern.