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Samstag
02.11.2013

Medien / Publizistik

© Mirror

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Journalisten, die sich wegen Telefon-Hacking schuldig bekennen, ein Privatdetektiv, der ein Mordopfer ausspioniert, und Hauptangeklagte, die einst eine Liebesbeziehung unterhielten - der Prozess um illegale Abhörpraktiken bei der Murdoch-Zeitungen «News of the World» und der «Sun» hat es in sich.

Den Journalisten dieser Publikation wird vorgeworfen, über Jahre hinweg Telefone von Verbrechensopfern, Angehörigen von Soldaten und Prominenten wie Paul McCartney, Kate Moss oder Jude Law abgehört zu haben. Detektiv Glenn Mulcaire gab bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu, für die inzwischen eingestellte «News of the World» die Mailbox von der entführten und ermordeten Milly Dowler abgehört zu haben.

Die drei ehemaligen Redaktoren des Boulevardblattes Neville Thurlbeck, Greg Miskiw and James Weatherup bekannten sich bereits vor Prozessbeginn für schuldig, an den Abhörpraktiken beteiligt gewesen zu sein.

Am zweiten Tag des Prozesses am Donnerstag wurde bekannt, dass zwei der Hauptangeklagten in der Vergangenheit eine langjährige Liebesbeziehung unterhalten hatten. Rebekah Brooks und der spätere Regierungssprecher von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, waren nacheinander Chefredaktor der «News of the World» und führten zwischen 1998 und 2004 eine geheime Beziehung.

Dies wurde aufgedeckt, als Polizisten auf Brooks Laptop einen Liebesbrief an Coulson fanden. Darin schrieb sie unter anderem, Coulson sei ihr bester Freund. Sie sage ihm alles, sie vertraue ihm und suche seinen Rat. Die Anklage schloss daraus, dass die beiden das Abhören der Telefone besprochen haben mussten, und sah in der Beziehung einen Beweis für eine Verschwörung.

Brooks, Coulson und sechs weitere Angeklagten bestreiten bisher, an den Abhörpraktiken beteiligt gewesen zu sein oder von ihnen gewusst zu haben. Das Gericht erwartet einen längeren Prozess, der vorraussichtlich ein halbes Jahr dauern wird.

Die britische Presse kommentierte die ersten beiden Prozesstage bis jetzt eher nüchtern und beschrieb die Vorgänge im Gerichtssaal. Nur die «Daily Mail» regte sich darüber auf, dass die Medien wegen des Abhörskandals nun alle einer strengeren Kontrolle unterstünden, während die Banken bisher noch keinen Preis für ihre unsauberen Tätigkeiten zahlen müssten.