Der Zürcher Medienkonzern Tamedia hat am Donnerstagmorgen seine Halbjahreszahlen mit einem um 15,9 Prozent von 462,8 auf 389 Millionen Franken reduzierten Umsatz vorgestellt und bei dieser Gelegenheit bekannt gegeben, das defizitäre «Solothurner Tagblatt» in der zweiten Hälfte September einzustellen. Das 2001 von der Espace Media gestartete Kopfblatt der «Berner Zeitung» habe in den letzten Jahren «konstante Verluste in Millionenhöhe» geschrieben, insgesamt 35 Millionen Franken, sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer. Die Einstellung der Zeitung führt laut Tamedia zum Abbau von 13,8 Vollzeitstellen, wovon 17 Mitarbeitende betroffen sind.
Der Betriebsaufwand der Tamedia hat sich im ersten Halbjahr 2009 laut der Mitteilung um 1,7 Prozent auf 368,4 Millionen Franken reduziert, heisst es weiter. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) verzeichnete einen Rückgang um 76,6 Prozent auf 20,6 Millionen Franken (Vorjahr 88,2 Millionen Franken). Die Ebitda-Marge liegt damit neu bei 5,3 Prozent (Vorjahr 19,1 Prozent). Mit 3,5 Millionen Franken (Vorjahr 71,8 Millionen Franken) weist Tamedia im ersten Halbjahr ein knapp positives Betriebsergebnis nach Abschreibungen (Ebit) aus. Die EBIT-Marge beträgt 0,9 Prozent (Vorjahr 15,5 Prozent). Das Ergebnis der weitergeführten Bereiche ging auf laut Tamedia «unbefriedigende» 1,4 Millionen Franken (Vorjahr 65,4 Millionen Franken) zurück. Darin nicht enthalten sind die Frühzustell-Aktivitäten, die an die Schweizerische Post übertragen werden sollen. Das Gesamtergebnis inklusive nicht weitergeführter Bereiche liegt neu bei 0,8 Millionen Franken (Vorjahr 59,4 Millionen Franken).
Der Tamedia-Bericht weist für das erste Halbjahr 2009 Kostensenkungsmassnahmen im Umfang von 47,8 Millionen Franken aus. Diese belasten das Halbjahresergebnis mit einmaligen Restrukturierungskosten von 7,9 Millionen Franken und werden erst im Jahr 2010 vollumfänglich ergebniswirksam, heisst es weiter. Aufgrund der konjunkturellen Aussichten rechnet Tamedia bis Ende 2010 mit weiter rückläufigen Werbeumsätzen.
Der Umsatz (des Geschäftsfeldes Zeitungen ging um 20,3 Prozent auf 268,7 Millionen Franken zurück. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) sank von 48,1 Millionen Franken im Vorjahr auf -9,3 Millionen Franken. Das Betriebsergebnis (Ebit) ging auf -11,1 Millionen Franken (Vorjahr 46,7 Millionen Franken) zurück. Die Ebit-Marge brach um 18,0 Prozentpunkte auf -4,1 Prozent ein. Fast alle Medien des Geschäftsfeldes verzeichneten einen Umsatzrückgang, schreibt die Tamedia weiter. Erstmals seit ihrer Lancierung liegen Umsatz und Betriebsergebnis der Pendlerzeitung «20 Minuten» deutlich unter dem Vorjahr. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang bei der «SonntagsZeitung», bei der durch die Finanzkrise getroffenen «Finanz und Wirtschaft», bei der «Berner Zeitung» sowie beim «Tages-Anzeiger»und seinen Stellenbeilagen.
Hingegen hat sich das Geschäftsfeld Zeitschriften in einem stark negativen Marktumfeld erfolgreich behauptet, heisst es weiter. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 9,1 Prozent auf 49,8 Millionen Franken zurück (54,8 Millionen Franken). Das Ebitda des Geschäftsfelds Zeitschriften sank um 54,5 Prozent auf 4,0 Millionen Franken (Vorjahr 8,7 Millionen Franken). Das Ergebnis auf Stufe Ebit ging im gleichen Ausmass auf 3,8 Millionen Franken zurück (Vorjahr 8,6 Millionen Franken). Die Ebit-Marge liegt mit 7,7 Prozent um 7,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert (15,6 Prozent), was «im derzeitigen Umfeld als zufriedenstellend bezeichnet werden» könne. Die gute Nachricht kommt in diesem Bereich vom Ende 2008 neu lancierten People-Magazin «20 Minuten Friday», das «die Erwartungen sowohl in Bezug auf den Leser- als auch den Werbemarkt übertrifft», wie die Tamedia schreibt.
Vergleichsweise positiv ist auch der Bereich der elektronischen Medien. Der Umsatz dieses Geschäftsfeldes stieg um 8,2 Prozent auf 42,0 Millionen Franken. Das Ebitda verbesserte sich um 0,3 Millionen Franken auf -1,4 Millionen Franken (Vorjahr -1,7 Millionen Franken). Das Betriebsergebnis (Ebit) blieb unverändert bei -3,1 Millionen Franken. Die Ebit-Marge liegt neu bei -7,3 Prozent (Vorjahr -7,9 Prozent). Die vor einem Jahr gemeinsam lancierte Online-Nachrichtenplattform Newsnetz habe sich bezüglich Besucherzahlen und Werbeumsätze «deutlich gesteigert» und gegen Ende des ersten Halbjahres auf Monatsbasis erstmals die Gewinnschwelle erreicht. Weiterhin positiv entwickelten sich auch 20 Minuten Online und Homegate. Bei den Stellenplattformen alpha.ch und jobwinner.ch führte die negative konjunkturelle Entwicklung hingegen, wenn auch erheblich weniger stark als bei den gedruckten Stellenbeilagen, zu einem Umsatzrückgang. Die Radio- und Fernsehaktivitäten entwickelten sich mit Ausnahme von Radio 24 weiterhin unbefriedigend.
Donnerstag
03.09.2009