Über dem Dienstleister Swiss Films haben sich Gewitterwolken zusammengezogen. In Bern wird offensichtlich eine Suppe gebraut, die der Promotionsagentur nicht gut bekommen dürfte. Und so luden Josefa Haas, Stiftungspräsidentin, und Micha Schiwow, Direktor, zu einer Presseorientierung, um einerseits ihre Arbeit zu dokumentieren und andererseits über einschneidende Massnahmen, die von Bern drohen, zu orientieren.
Es ist noch nicht alles definitiv entschieden, doch die Unsicherheit bei Swiss Films wächst. «Wir müssen mit signifikanten Einbussen rechnen», sagt Josefa Haas. Ein neues Filmförderungskonzept 2012 bis 2015 wird vom Bundesamt für Kultur (BAK) zurzeit ausgearbeitet. Erste einschneidende Massnahmen lassen nichts Gutes ahnen: Der Exportförderungsfonds, der seit vier Jahren den internationalen Verleih von Schweizer Filmen unterstützt, wird vom BAK nicht mehr alimentiert, das heisst mit Geldmitteln unterstützt.
Dieses Programm wurde seit 2007 mit 300 000 Franken vom BAK mitfinanziert. Der Höchstbetrag pro Film beträgt 25 000 Euro. In den Genuss kamen etwa die Spielfilme «Vitus», «Giulias Verschwinden» oder «La petite chambre» sowie der Dokumentarfilm «Cleveland Versus Wallstreet». Micha Schiwow: «Filmförderung heisst in diesem Zusammenhang auch, Gespräche mit Filmschaffenden zu führen, Festivaldelegierte einzuladen, damit diese sich ein Bild über den aktuellen Schweizer Film machen können. So erwarten wir in nächster Zeit etwa Heinz Badewitz, Leiter der Hofer Filmtage. Es geht darum, das Netz ausländischer Verleiher für den Schweizer Film zu vergrössern.»
Eine weitere Sparmassnahme seitens des Bundesamtes für Kultur betrifft die Beteiligung am europäischen Portal der Filmindustrie cineuropa.org. Bisher wurden 60 Mitteilungen, Huntergrundberichte und Daten seitens der Schweiz publiziert. Auch dies sei ein wichtiges Instrument der Förderung, meint Schiwow und sieht der «neuen Ära mit grosser Besorgnis» entgegen.
Beim «Dienstleistungs-Vermittlungsinstitut» (Haas) herrscht spürbare Unsicherheit. Die Umverteilung der Mittel für 2013 betrifft nicht nur Swiss Films, sondern auch Printprodukte wie «Cine bulletin» oder «Filmbulletin». Hier soll ebenfalls gespart warden.
Ein Hoffnungsträger bleibt: Ivo Kummer, der offziell am 1. Juli sein Amt als Leiter der Sektion Film beim BAK angetreten hat. Seitens Swiss Films will man jedoch nicht wie ein treues Kaninchen auf den Biss einer Schlange oder den Schuss eines Jägers warten und geht in die Offensive. Man werde die eigenen Anliegen stärker publik machen, verspricht Micha Schiwow: «Am Filmfestival Locarno werden wir erstmals einen Empgang geben.» Nein, keine Schweizer Party, wie vor Jahren vom Festival durchgeführt, unterband Schichow alle Festspekulationen. Zu feiern gibt es eh nur dann etwas, wenn das Budget nicht zusammengestrichen würde, aber bis dahin kann es Herbst werden, und man wird sehen, ob man sich warm anziehen muss.