Die SRG sucht zum zweiten Mal nach Ideen für eine Web-First-Serie. In der ersten Ausschreibung hatten die Projekte «Break-ups», «Telefon invista», «Güsel» und «Gadgets für KIM» das Rennen gemacht, bei der neuerlichen Ausschreibung können bis zu sechs Projekte auf Förderung hoffen.
Die Ergebnisse der ersten Runde beurteilt die SRG positiv. «Wir konnten in einem für uns neuen Bereich Erfahrungen sammeln, auf denen wir weiter aufbauen können», meinte Sven Wälti, Verantwortlicher Koproduktionen SRG, am Dienstag auf Anfrage des Klein Reports. «Die Resonanz war ebenfalls mehr als erfreulich:» «Güsel» auf srf.ch sei während rund zehn Tagen die Top-Sendung im Internet gewesen.
Bei der ersten Ausschreibung gingen - trotz eines «sportlichen Zeitplans» - 186 Bewerbungen ein. «Auch qualitativ waren wir positiv überrascht», so Wälti. «Besonders gefreut hat uns auch die Tatsache, das viele junge und uns bislang unbekannte Produktionsfirmen Projekte eingereicht haben.»
Die Ausbeute aus der Ausschreibung soll diesmal wieder auf demselben Niveau liegen. «Wir rechnen mit etwa gleich vielen Eingaben», sagte Wälti. Aufgrund der längeren Bewerbungsfrist könnten es sogar noch mehr Projekte werden.
Für die Projekte steht diesmal allerdings mehr Geld zur Verfügung. Insgesamt 800 000 Franken dürfen die Mini-Web-Serien kosten, eine Zusatzfinanzierung ausserhalb der SRG ist aber ausgeschlossen.
«In der ersten Runde gab es maximal 100 000 Franken pro Serie», so Wälti. «Wir wollen uns jetzt etwas mehr Flexibilität geben, das heisst, die Budgets dürfen auch höher sein, wenn es aufgrund des Projekts gerechtfertigt erscheint. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns nicht schon jetzt festlegen, wie viele Serien wir realisieren werden.»
Auch die Vorgaben an die Serien sind leicht angepasst worden. Dieses Mal sind «interaktive und interregionale Projekte sowie Live-Projekte» gefragt. Das Zielpublikum bleiben aber weiterhin die 15- bis 35-Jährigen.
Bei der letzten Ausschreibung sieht er diesbezüglich noch Verbesserungspotenzial. «Es ist nicht immer einfach, die Grenze zu ziehen, was ist nun spezifisch für das Web geeignet bzw. was anders sein soll, als wenn wir es für das lineare Programm produzieren», meinte Wälti. «Wir legen den Fokus deshalb noch vermehrt auf interaktive Projekte.»
Explizite Vorbilder für eine Mini-Web-Serie gibt es gemäss Sven Wälti keine. «Es ist auch besser, dass wir diese gar nicht nennen, sonst riskieren wir, dass die Eingaben zu fest auf bereits bestehende Formate fokussiert werden. Wir wünschen uns generell mehr Interaktion als in der ersten Runde», sagte er. «Und das Interregionale ist für die SRG ohnehin ein wichtiges Anliegen. Wir sehen es gerne, wenn die Sprachgrenzen überschritten werden.»
Ein Konzept wie bei der Sendung «Güsel» müsste es demnach in der zweiten Runde schwerer haben. «Projekte wie `Güsel` werden nach wie vor eine Chance haben, da wir nicht davon ausgehen können, dass nur interaktive oder Live-Projekte eingereicht werden», konkretisierte Wälti. «Es ist aber mehr als nur ein Wunsch, sondern ein erklärte Vorgabe in dieser zweiten Runde.»
Ob die bisherigen Web-Serien wie «Güsel» auch noch im Fernsehen zu sehen sein werden, das sei noch völlig offen. Bei den neuen Projekten hingegen scheint die Chance, auch im TV ausgestrahlt zu werden, nun allerdings höher. «Was im Internet funktioniert, kann auch ein Thema werden für das lineare Programm und umgekehrt», so Wälti. «Das ist auch mit ein Grund, weshalb die neue Ausschreibung `Web-First` heisst und nicht mehr `Web-Only`.»
Einsendeschluss für die zweite Ausschreibung ist der 18. August. Danach stellt die SRG eine nationale Jury mit je zwei Vertreterinnen und Vertretern aus den vier Sprachregionen zusammen, die über die Realisierung der Projekte entscheiden wird.