Nach den Erläuterungen zum Wahlverfahren durch den SRG-Verwaltungsratspräsidenten Jean-Bernard Münch und der kurzen Würdigung der Karriere von Roger de Weck kam dann dieser selber zu Wort. Er begann mit der direkten Fragestellung: «Warum habe ich mich für diese Aufgabe interessiert?» Die sich im Gang befindliche «Medienrevolution», wo die einzelnen Sparten Bild, Ton und Schrift zusammenkommen, sei für ihn sehr wichtig, weil da Weichen gestellt würden, so kontert Roger de Weck auf die eigene Frage. «Zum zweiten kann man mit roten Zahlen keine rosa Zukunft herbeischaffen.» Auch diesem Thema werde er sich entsprechend annehmen.
«Ich habe Erfahrungen im Changemanagement in Deutschland gemacht.» Er erachte aber auch die Wahrung der demokratischen Gepflogenheiten als äussert wichtig, so wie auch im Wechselspiel zwischen den Landesteilen ausgleichend zu wirken. Dabei hob Roger de Weck die Qualität der Führungskader und Journalisten bei der SRG hervor, wie er immer wieder selber erfahren habe, als er für die «Sternstunde» oder verschiedene Radiosendungen arbeitete.
Aus der zahlreich erschienenen Journalistenschar kamen viele übliche Fragen. Den Reigen eröffnete Bernard Wuthrich von «Le Temps». Er wollte wissen, welche Jobs de Weck bei Radio und Fernsehen ausgeführt habe. Darauf antwortete dieser engagiert. Er sei für beide Medien tätig gewesen und jetzt ja auch als Moderator der SF-Sendung «Sternstunden Philosophie» seit sieben Jahren aktiv. Im Übrigen habe er mehr als 35 Jahre als Journalist, Publizist und Chefredaktor («Tages-Anzeiger» und «Zeit») gearbeitet und somit soliden Einblick in die Unterschiede der Medien erhalten.
Zu entsprechenden Fragestellungen, wie er die Reorganisation weiterführen würde, gab sich de Weck diplomatisch und meinte, er trete erst am 1. Januar 2011 den Posten an und könne damit zum heutigen Zeitpunkt nichts dazu sagen. Dann wand er der SRG ein Kränzchen: «Diese ist breit abgestützt durch die Parteien, die Regionen und die verschiedenen Gremien.»
Dann durfte in den obligaten Journalistenfragen nicht fehlen, wo er denn politisch einzuordnen sei. Darauf kam die Antwort umgehend: «Ich bin eine Art parteiloser Wechselwähler und das will ich bleiben», sagte Roger de Weck und deutete an, dass er sich politisch nicht in eine Ecke drängen lassen möchte. Kurt-Emil Merki vom «Sonntag» wollte dann wissen, wie er die Defizite zu drosseln gedenke? Dazu wollte sich de Weck nicht äussern. Zur Online-Konkurrenz von SRG und den Verlegern liess sich der neu ernannte SRG-Chef nicht auf die Äste hinaus, sondern meinte nur, dass er gute Kontakte zu den Schweizer Verlegern pflege.
Ein Journalist zählte alle die kritischen Engagements von Roger de Weck auf, wo dieser sehr aktiv tätig sei, und fragte, wie er auf Kritik aus rechtsbürgerlicher Seite oder von «Blocher-Leuten» reagieren würde. Ganz diplomatischer Publizist, zitierte der Angesprochene aus dem Verfassungsartikel über die demokratischen Rechte und verwies auch auf die Konzession der SRG, die ein demokratisches Wirken der SRG garantiere. Auch den Service public verteidigte de Weck und schloss mit den Worten: «In der heutigen Krisenzeit sollte nicht nur die Wirtschaft in den Medien den Ton angeben.»
Dienstag
18.05.2010