Da setzen sich drei Medienpraktiker und -theoretiker (Peter Studer, Vinzenz Wyss und Toni Zwyssig) zusammen und arbeiten sechs Jahre an einem Leitfaden für Qualitätssicherung im Journalismus - und keinen Verleger interessiert es, keiner will sich und seinen Redaktionen helfen lassen.
Sinnigerweise fand die Buchvernissage am Dienstagabend in der «Helferei» in Zürich statt, und in die Freude über das endlich vollendete Werk «Medienqualität durchsetzen» mischte sich auch Bitterkeit: Zu guter Letzt müssen die Autoren, welche alle gratis gearbeitet haben, auch noch in die eigene Tasche greifen. Mit den harten Realitäten des Marktes hatten die drei, welche sich in ihren Berufsnischen als staatlich besoldete Medienlehrer- und kritiker bisher sorglos eingenistet hatten, wohl nicht gerechnet, als sie sich 2006 erstmals zusammensetzten und in der Folge Hunderte von Diskussions- und Schreibstunden in ihr Buch steckten.
«Ich bin schockiert», bekannte Mitautor Toni Zwyssig, langjähriger Ausbildungsleiter beim öffentlich-rechtlichen Schweizer Fernsehen, gegenüber dem Klein Report am Dienstag: «Die Geburtswehen für dieses Buch sind filmreif. Die Verlage entlassen Leute und reden von Qualität, doch wenn es darum geht, diese zu sichern, werfen sie keinen müden Franken auf», jammerte er auf hohem Niveau.
Rund 20 000 Franken Projektkosten, welche Orell Füssli verlangt hatte, sind bis heute nicht gedeckt. «Das ist bezeichnend für die real herrschenden Verhältnisse im Schweizer Verlagswesen», sagt Publizist Karl Lüönd, der das Buch lektorierte, «gross ausrufen über Qualität, aber sogar bei Kleckerbeiträgen geizen.»
Aber vielleicht denken die Schweizer Verleger ja ganz einfach, dieses Buch brauche es nicht, auf ihren Redaktionen wisse man das, was da an Regeln und Bausteinen auf 212 Seiten aufgelistet werde, schon längst? «Natürlich gibt es Qualitätssicherung in der Schweiz bereits», sagt Mitautor Vinzenz Wyss, Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandt Wissenschaften (ZHAW), «aber wir haben jetzt sozusagen ein System dafür entwickelt.»
«Medienethik und Medienrecht sind keine exakten Wissenschaften», erläuterte Projektinitiant Peter Studer, «es sind immer Einzelfallthemen». «Wir beschränken uns deshalb auf die messbaren Tugenden Wahrheitssuche, Transparenz und Fairness.»
Und wer misst jetzt die Qualität seines Buches? Peter Studer: «Das wird nun der Markt machen: Wird es gekauft? Wird es gelesen?» Falls ja, könnte das Ganze ja doch noch zu einem kommerziellen Erfolg werden!