Der Presserat hat eine Beschwerde der GaynossInnen Juso Schweiz gegen den «Blick am Abend» abgewiesen. Die Arbeitsgruppe der Juso Schweiz hatte sich beim Presserat über einen «homophoben und diskriminierenden» Bericht beschwert, der Kleidungsstücke für «richtige Männer» positiv und solche für «Schwule» negativ bewertet hatte. Am 24. Juni 2010 hatte der «Blick am Abend» in der Rubrik «Mode & Beauty» einen Bericht von Ana Maria Haldimann mit dem Titel «Achtung, Männer, Tunten-Falle!» veröffentlicht.
Der Untertitel des je nach Sichtweise nicht nur Modesünden anprangernden Artikels lautete: «Sommermode 2011. Die Trends aus Mailand sind da! Aber nicht alles, was Designer zeigen, kann Mann bedenkenlos tragen.» Kleidungsstücke und Modeaccessoires wurden im Artikel in die beiden Kategorien «cool» und «schwul» eingeteilt und dahingehend kommentiert, ob sie «bedenkenlos» getragen werden könnten oder nicht zu empfehlen seien.
Das Plenum des Presserats habe die Beschwerde der GaynossInnen Juso gemäss Medienmitteilung vom Dienstag kontrovers diskutiert. Zusammen mit dem Titel «Achtung, Männer, Tunten-Falle!» vermittle der Bericht der Leserschaft gestützt auf generalisierende Vorurteile über Homosexuelle die Botschaft, bei der Kleiderwahl ja darauf zu achten, nicht so herumzulaufen, wie Schwule sich angeblich typischerweise kleiden. «Mit dieser Stossrichtung suggeriert der Bericht ein Stück weit, Schwule seien keine richtigen `Männer` und würdigt damit die Minderheit der homosexuellen Männer kollektiv herab», so der Presserat. Für eine Minderheit des Presserats wirke der Bericht deshalb diskriminierend.
Eine Mehrheit des Presserats fand die Heranziehung von verallgemeinernden Klischees über Homosexuelle dagegen nur «problematisch». Im Bericht von «Blick am Abend» stehe nicht der Gegensatz «schwul» und «nicht-schwul» im Vordergrund, sondern die Bewertung aktueller Modetrends aus dem subjektiven Blickwinkel einer Journalistin. «Blick am Abend» habe deshalb die verhältnismässig hoch anzusetzende Schwelle zur Diskriminierung nicht überschritten. Er wies deshalb die Beschwerde der GaynossInnen Juso Schweiz gegen den «Blick am Abend» ab.