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Donnerstag
07.07.2011

Was Fachleute der Public Relations über den Journalismus denken und wie sie ihr Handwerk verstehen, war Thema eines Forums an der Jahrestagung des Netzwerks Recherche in Hamburg. Dabei gerieten PR-Leute aneinander. Roger Blum berichtet für den Klein Report.

Es war ein interessanter Zwischenfall: PR-Berater Tobias Korenke erzählte gerade, wie es ihm gelungen sei, die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) so zu bearbeiten, dass sie einen atomenergiefreundlichen ganzseitigen Vortrag des Politikwissenschaftlers Arnulf Baring druckte, den  wahrscheinlich Korenke selber geschrieben hatte (jedenfalls dementierte er es nicht). Da fuhr ihn der PR-Mann Klaus Kocks an, er hinterlasse verbrannte Erde, wenn er zugebe, bei der FAZ einen Deppen gefunden zu haben, der den Baring-Text abdruckte.

Der Konflikt zwischen dem Kommunikationsberater, Lehrbeauftragten und Autor Tobias Korenke, Managing Partner der Counselors in Bern, und dem Honorarprofessor für strategisches Kommunikationsmanagement Klaus Kocks von der Cato-Sozietät über die Frage, ob PR-Leute transparent und ehrlich sein oder lügen sollten, hätte nicht besser illustriert werden können.

Auch sonst traten Differenzen zutage. Korenke sagte, Public Relations und Journalismus hätten mehr gemeinsam, als man denke. Sie sässen im gleichen Boot. Dezidiert anderer Meinung war Kocks: «Wir sitzen nicht in einem Boot. Journalisten sind die Feinde, die wir lieben. Wir haben gegnerische Rollen.»  Es gebe zunehmend Schwarzarbeiter aus dem Journalismus im PR-Bereich. Und es gebe PR durch Medien: Die Verlags-PR der «Zeit» berate Unternehmen. So würden die Sitten verludern. Kocks betonte, dass PR nur in einem System der freien Presse funktioniere. Die PR sei der Parasit, der Interesse habe an der Gesundheit des Wirtstiers.

Robert Ardelt, Direktor von APCO in Berlin, erläuterte, wichtig sei die Glaubwürdigkeit. PR-Berater müssten die Auftraggeber nennen. Tricksen und lügen funktioniere langfristig nicht. Kocks ergänzte: «Wir bestechen keine Journalisten.» Er liess es aber offen, ob er bei dieser Aussage vom Recht der PR  zu lügen Gebrauch gemacht hat - ein Recht, auf das Kocks sonst immer pocht.