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Donnerstag
16.02.2012

Genau einen Tag vor dem Deutschland-Finale des Eurovision Song Contest (ESC) ruft Reporter ohne Grenzen (ROG) alle Beteiligten auf, sich intensiv mit dem Gastgeberland Aserbaidschan auseinanderzusetzen und öffentlich Position zu den Verletzungen der Presse- und Meinungsfreiheit im Binnenstaat zwischen Kaspischem Meer und Kaukasus zu beziehen: «Der Eurovision Song Contest ist nicht einfach eine unpolitische Musikveranstaltung, wie die Organisatoren uns weismachen wollen», sagte  Michael Rediske, Sprecher von Reporter ohne Grenzen.

Der Verband zählt den aserbaidschanischen Präsidenten Ilcham Alijew zu den Feinden der Pressefreiheit, Journalisten arbeiteten in dem südkaukasischen Land unter ständiger Bedrohung. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben lokaler NGOs über 50 Medienvertreter überfallen oder von der Polizei angegriffen, besonders während der Proteste gegen die Regierung im Frühjahr 2011. Immer wieder würden Journalisten und Blogger aus fadenscheinigen Gründen verhaftet.

Zum Eurovision Song Contest versucht die aserbaidschanische Regierung mithilfe westlicher PR-Agenturen, ihr Land als modernen, offenen Staat zu präsentieren. Als für den Bau einer millionenschweren Veranstaltungshalle im Zentrum Bakus etliche Einwohner mit Gewalt aus ihren Häusern vertrieben wurden, versuchten die Behörden, eine unabhängige Berichterstattung zu verhindern. «Die Diskrepanz zwischen der glitzernden PR-Fassade und der bitteren Wirklichkeit Aserbaidschans kann nur eine unabhängige Presse sichtbar machen», sagte ROG-Sprecher Michael Rediske.

Reporter ohne Grenzen fordert von der aserbaidschanischen Regierung, die Visavergabe und Akkreditierung für ausländische Journalisten frei und transparent zu gestalten. Unbehinderte Recherche müsse vor, während und nach dem ESC sowohl in Baku als auch im Rest des Landes möglich sei.