«Das Modell Mikrozeitung wird reüssieren. Falls nicht die Gossweiler Media AG mit ihrem Konzept erfolgreich sein wird, dann sicher andere Unternehmer», zeigte sich Verleger Urs Gossweiler überzeugt, nachdem er das sofortige Aus für die «Obwalden und Nidwalden Zeitung» bekannt gegeben hatte.
Dem Verwaltungsrat nahestehende und involvierte Fachleute sehen dies auch so, analysieren die Situation im vertraulichen Gespräch mit dem Klein Report jedoch ziemlich anders, sprich: Nicht Gossweiler, sondern ein realitätsnäherer Verleger müsste dann die Zügel in der Hand haben.
Diesen zufolge hatte sich das Desaster bereits vor über einem Jahr abgezeichnet. Alle Interventionen seien jedoch bis zum bitteren Ende an Gossweiler abgeprallt: «So wurden die Abos unmittelbar nach der Gründung und auch später sehr unprofessionell angeworben. Keine Incentives und keine Konzentration auf potenzielle Interessentengruppierungen wie zum Beispiel die lokalen Gewerbetreibenden etc.»
Ebenso dilettantisch seien die Inserenten beworben worden: «Zuerst wurde der Auftrag an eine Inseratenakquisitionsfirma delegiert, und als diese nichts brachte, wurde hausintern eine viel zu schwache Inserentenakquisition mit im wesentlichen einer einzigen Person aufgebaut.»
Die grössten Vorwürfe macht der nicht namentlich genannt sein wollende Insider jedoch, weil Gossweiler gegenüber guten Ratschlägen völlig uneinsichtig gewesen sei und den Aufwand nicht reduziert habe, als bereits Ende 2010 der Abo- und Inseratenmangel sichtbar wurde: «Er druckte weiterhin zwei Wochenausgaben, obwohl neben der Online-Ausgabe auch weniger genügt hätte, und weiterhin unechte gratis `Grossauflagen` für jeweils eine Gemeinde. Auch wurde der Redaktionsbetrieb trotz allem weiterhin auf sehr grossem und teurem Niveau betrieben.»
Der Insider gegenüber dem Klein Report: «Es ist sehr schade, dass es so kommen musste. Mit etwas mehr Bescheidenheit und Realitätssinn wäre in den Heimatkantonen Obwalden und Nidwalden ein Überleben möglich gewesen.»
Am Tag drei nach dem Schlussstrich bedauert derselbe Informant: «Sogar in der Abschiedsausgabe lässt sich Gossweiler noch als genialer Verleger feiern. So eine Realitätsferne habe ich in meinem Geschäftsleben bisher noch nie erlebt.»