Mit seinen «Industriereportagen», dem Werk «Ganz unten» und vor allem mit seinem Einsatz als Hans Esser bei der «Bild»-Zeitung hat sich der deutsche Journalist Günter Wallraff einen Namen als hartnäckiger Rechercheur geschaffen, der sich mit falscher Identität in Betriebe oder in unterprivilegierte Kreise einschleicht und Missstände aufdeckt. Am Mittwoch präsentierte er auf der Frankfurter Buchmesse sein neuestes Werk «Aus der schönen neuen Welt - Expeditionen ins Landesinnere».
Für die Sammlung von Reportagen lebte er als Obdachloser, arbeitete in einem Call-Center und am Fliessband. «Es hat etwas mit Abenteuer zu tun, aber vor allem ist es eine Expedition in die immer unbewohnbareren Gegenden dieser Republik, in die gesellschaftliche Wüste», sagt Wallraff laut der Deutschen Presse-Agentur über seinen neuen Titel. Grösste Genugtuung für ihn ist, dass seine Reportagen Wirkung haben. In Hannover und Frankfurt wurden auf seine Kritik hin die Obdachlosenquartiere verbessert. Und in einer anderen Stadt wurde die Staatsanwaltschaft aktiv, weil Wallraff einem Arbeitgeben vorgeworfen hatte, seine Mitarbeiter bei den Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend belehrt zu haben und deshalb für eine fahrlässige Körperverletzung verantwortlich zu sein.
Kommende Woche kommt das Thema auch ins Kino, denn Wallraff war mit einer Minikamera und Mikrofonen ausgerüstet und liess sich heimlich von einem Filmteam begleiten. Das Ergebnis heisst «Schwarz auf weiss», weil Wallraff einen dunkel geschminkten Somalier gibt und seine Erlebnisse vorstellt. Wallraffs Prognose zu seinem neuen Buch: «Ich rechne wieder mit Prozessen, aber es ist alles beweisfähig, ich habe Zeugen und eidesstattliche Erklärungen. Bisher habe ich immer alle Prozesse gewonnen und bin ja inzwischen selbst schon fast Jurist.»
Mittwoch
14.10.2009