Im Kanton Bern hat die Leserschaft selber entschieden, dass sie in den kommenden Monaten über die Cartoon-Figur Dilbert lachen wollen. Die «Bund»-Redaktion liess ihre Leserinnen und Leser den ganzen April hindurch abstimmen, welcher Comic-Strip die Nachfolge der verrückten Gary Larson-Zeichnungen verdient hat.
«Ende 2009 hat uns die Agentur darüber informiert, dass weltweit ab April 2010 keine Gary Larson-Cartoons mehr veröffentlicht werden dürfen. Da die Cartoon-Reihe bei uns seit Mitte der Neunziger gelaufen war, wollten wir die Leserschaft in den Cartoon-Wechsel einbinden», sagt Beat Stähli, Chef vom Dienst beim «Bund», gegenüber dem Klein Report. «In einer ersten Phase haben wir innerhalb der Redaktion eine interne Wahl durchgeführt, bei der sich alle Redaktionsmitglieder zu 15 verschiedenen Cartoons äussern durften.»
Die vier Cartoons mit den meisten Redaktionsstimmen - «Dilbert» von Scott Adams, «Moderately Confused» von Jeff Stahler, «The 5th Wave» von Rich Tennant und «Hermann» von Jim Unger - wurden im April jeweils sechs Mal im «Bund» abgedruckt. Parallel dazu wurde die Leserschaft dazu aufgerufen, im Internet oder per Postkarte Punkte an die einzelnen Cartoons zu verteilen. Über 1 000 Cartoon-Fans machten mit und entschieden sich für den Ingenieur Dilbert und dessen Bürozellen-Universum.
Seit 21 Jahren zeichnet der US-Amerikaner Scott Adams täglich den Ingenieur Dilbert und dessen Bürozellen-Universum. Dabei stützt sich der heute 52-Jährige auf seine eigenen Erfahrungen als Angestellter - und auf jene seiner Leserinnen und Leser, die ihn mit ihren selbst erlebten Skurrilitäten aus dem Arbeitsalltag eindecken. Seien es die Bonus-Gelüste des Managements, sinnlose Vorschriften aus der Personalabteilung oder neue Absurditäten im Umgang mit dem neuen Computerprogramm, Dilbert hat sich schon mit ihnen allen herumgeschlagen; und er erträgt es meist mit stoischer Ruhe.
«Ich hoffe nicht, dass die Bernerinnen und Berner mehrheitlich frustrierte Büroangestellte sind», meint Stähli lachend. «Innerhalb der Redaktion hatten wir einen anderen Lieblings-Cartoon», sagt er. Welchen Cartoon die Redaktionsmitglieder aber lieber anstelle von «Dilbert» abgedruckt hätten, will er nicht verraten. «Ich glaube nicht,
dass Dilbert ähnlich lange der «Bund»-Cartoon sein wird wie Gary Larson. Wir werden in ein paar Monaten die Leserreaktionen beurteilen und über Dilberts Zukunft entscheiden», so Stähli.
Eines aber ist klar: «Für einen Cartoon hat es im `Bund` immer Platz. Ich kenne viele Leserinnen und Leser, welche die Zeitung von hinten lesen, um möglichst früh beim Cartoon zu landen», sagt Stähli.
Freitag
07.05.2010