Der MDR hat seinen suspendierten Fernseh-Sportchef Wilfried Mohren am Donnerstag fristlos entlassen. Gegen Mohren läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechlichkeit in besonders schwerem Fall - er sitzt seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Der MDR hatte Akteneinsicht bei den Ermittlungsbehörden beantragt und diese auch erhalten. Nach Auswertung der durch die Staatsanwaltschaft Dresden zur Verfügung gestellten umfangreichen Unterlagen war dem MDR klar: «Wilfried Mohren ist als Fernseh-Sportchef untragbar geworden.» MDR-Intendant Udo Reiter erklärte: «Die zusammengetragenen Beweismittel und Aussagen sind erdrückend. Wir können bislang sicher davon ausgehen, dass der Beschuldigte über einen vom MDR nicht genehmigten Vertrag mit der Firma Techem AG deutlich über 100 000 Euro kassiert hat.»
Reiter kündigte an, die bereits angelaufenen internen Untersuchungen im Fall Mohren zu verschärfen. Dazu wurden Frankfurter Wirtschaftsprüfer mit dem Fachgebiet Wirtschaftskriminalität (Forensic Services) nach Leipzig bestellt. «Wir brauchen einen von externen Fachleuten erstellten unabhängigen Bericht, der glaubhaft ist und uns detaillierte Informationen über die Vorgänge liefert. Wir brauchen eine Schwachstellenanalyse und daraus abgeleitet Empfehlungen für unsere Dienstvorschriften. Und wir brauchen einen gerichtsverwertbaren Report, um Schadenersatzansprüche geltend zu machen», so Reiter.
Die Revision des Senders soll sich stärker als bislang des Themas Schleichwerbung annehmen und regelmässig Produktionen von Hörfunk und Fernsehen auf Placements untersuchen. Unterstützt wird die Revision durch eine Arbeitsgruppe - eine Art Task Force - aus Verwaltungsdirektion, juristischer Direktion und Unternehmensplanung. Ausserdem wird die Prüfungstätigkeit der MDR-Revision auf produzierende Tochterunternehmen ausgeweitet. Gleichzeitig soll das Bewusstsein der Mitarbeitenden des MDR geschärft werden: Ein erstes Seminar mit dem Titel «Trennung von Werbung und Programm» wurde bereits im internen Fortbildungsangebot des Senders aufgenommen.
Donnerstag
21.07.2005