Endlich kommt ein wenig Licht in die seltsamen Umstände, unter denen der Basler Mario Aldrovandi (ex RTL/ProSieben und 10vor10) im März dieses Jahres trotz eines Vierjahresvertrags fristlos den Sessel des Intendanten des Liechtensteinischen Rundfunks räumen musste. Ende März hatte es noch offiziell geheissen, Aldrovandi «habe Beschlüsse des Verwaltungsrats nicht so ausgeführt, wie das der Verwaltungsrat von ihm erwartete, und damit sei das Vertrauensverhältnis zerstört worden». Laut einem am Dienstag in die Haushalte des Fürstentums verteilten «FL Info» der oppositionellen «Freien Liste» wird nun aber Aldrovandi plötzlich eine nicht abgesprochene Lohnerhöhung für den Buchhalter vorgeworfen. Konkret habe er, neben anderen Gehältern, eigenmächtig den Monatslohn eines diplomierten Buchhalters von 5480 Franken um 1000 Franken erhöht. Dazu wird Aldrovandi mit den Worten zitiert, er sei ermächtigt gewesen, «Personalfragen im Rahmen des Gesamtbudgets eigenständig zu regeln». Dieser Buchhalter ist anschliessend ebenfalls fristlos entlassen worden, weil er mit Aldrovandi «gemeinsame Sache gemacht» habe.
Dieser letzte Ausdruck lenkt die Vermutung in die Richtung, dass der offizielle Kündigungsgrund nur ein Vorwand war, insbesondere da Aldrovandi im «FL Info» betont, es habe «nie eine Vorwarnung, weder schriftlich noch mündlich» gegeben. Der «FL-Info»-Artikel berichtet, dass Aldrovandi offenbar einen für die Verhältnisse im «Ländle» unüblich kritischen Kurs gegenüber den politischen Instanzen gefahren hatte. In einem Kommentar vermutet die «FL-Info»-Redaktorin Karin Jenny, hinter dem Rausschmiss stünden die finanziellen Probleme des Senders, der für das Jahr 2004 einen Verlust von 368 000 Franken ausgewiesen hatte: «Die Probleme von Radio Liechtenstein werden nach unten delegiert, es werden Sündenböcke für das finanzielle Desaster gesucht.» In Wahrheit beginne der Fisch aber am Kopf zu stinken, womit der Verwaltungsrat gemeint ist. Es passt in dieses Bild, dass der VR-Präsident auch am Dienstag wie schon am Tag zuvor für den Klein Report nicht zu sprechen war.
Gegenüber dem Klein Report sagte Aldrovandi: «Der finanzielle und der Image-Schaden ist für mich immens. Jetzt wird das Gericht entscheiden, ob ein Vierjahresvertrag so einfach gekündigt werden kann. Nach allem was ich heute weiss, wollte der Verwaltungsrat jemanden, der das Radio schnell auf ein professionelles Niveau bringt und das ist gelungen mit einem Zuhörerwachstum von 25%. Was der politisch zusammengesetzte Verwaltungsrat aber unter keinen Umständen wollte, war ein politisch unabhängiges Radio.» Mehr dazu: Mario Aldrovandi bei Radio Liechtenstein rausgeworfen, Chefredaktor von Radio Liechtenstein zurückgetreten, Neue Führung und neues Programm bei Radio Liechtenstein und Mario Aldrovandi wird neuer Intendant des liechtensteinischen Rundfunks
Dienstag
14.06.2005