Die am 1. September 2009 gegründete Gesellschaft für Medienkritik Schweiz (gfmks) äussert sich kritisch über das Konvergenzmodell der SRG-Reform. Präsident der Gesellschaft ist der frühere Programmdirektor des Fernsehens DRS, Ulrich Kündig, und im Vorstand sitzen die Herren Patrik Häberlin und Alois Sidler als Sekretär. Diese neue Vereinigung will im März 2010 eine erste Delphi-Umfrage bei zwölf deutschsprachigen Medienfachleuten starten und ihre Prognosen zu Medienthemen veröffentlichen. Als eine der ersten Arbeiten legt die Gesellschaft eine Stellungnahme zur SRG vor unter dem Titel «Die SRG auf problematischem Kurs».
Ausgehend von der Feststellung, dass Radio und Fernsehen der SRG auf hohem Niveau Marktanteile verlieren, versuchen die Autoren der gfmks einige Kritikpunkte zu formulieren. «Die SRG misst den Erfolg ihrer Senderprogramme heute - ähnlich wie ein kommerzielles Unternehmen - fast ausschliesslich am Kriterium der Marktanteile. Das ist der strategische Grundlagenirrtum der SRG. Denn zuerst und zentral wäre doch die Frage zu stellen, ob die heutigen Medienangebote das richtige Profil haben, um den publizistischen Leistungsanforderungen eines Service public schweizerischer Prägung zu genügen und gleichzeitig eine solide Stellung im Markt zu garantieren. Das heisst: Primär müssen Qualität und Profil der Programmangebote zur Diskussion stehen und nicht die Marktanteile.»
Unter diesen Prämissen wären die aktuellen Programme auf ihre Stärken und Schwächen zu untersuchen, um dann aus den gewonnenen Erkenntnissen eine Qualitäts- und Profilierungsstrategie zu entwickeln. Stichworte, die dabei richtungweisend sein könnten, sind: Fokussierung auf die besonderen Stärken, Profilierung, Differenzierung, hohe Qualitätsstandards, Spiegelung der Kultur, Wertevermittlung, Beiträge zur Meinungsbildung in unserer demokratischen Gesellschaft. Hier liege die grösste Baustelle der SRG, wird in der Stellungnahme der Gesellschaft für Medienkritik festgehalten.
Diese strategischen Ziele müssten nach Meinung der gfmks auch für die Internetangebote der SRG gelten: «Dabei darf es nicht darum gehen, nur die jungen gebildeten Publika erreichen zu wollen, wie das die SRG zu tun gedenkt, sondern die ganze breitgefächerte Generation von jetzigen und zukünftigen Internetnutzern. Die Angebote sollen die Senderprogramme relevant ergänzen mit zweifacher Zielsetzung: Sie sollen einen wesentlichen Beitrag zur Profilierung des geforderten Service public leisten und gleichzeitig die Marktstellung der SRG-Angebote insgesamt stärken.»
Fazit der gfmks: «Die SRG muss konsolidierte, sich an der Idee des Service public orientierende Strategien für Radio, Fernsehen und Internet entwickeln. Aufgabe des zukünftigen Generaldirektors der SRG wird es sein, diesen Prozess einzuleiten und zu führen. Das vorgesehene Konvergenzmodell ist für die derzeitige Führung der SRG und der Region DRS ein Prestigeprojekt und bereits aufgestartet. Dennoch: Es ist in verschiedener Hinsicht die falsche Antwort auf die strategischen Herausforderungen der SRG. In ein paar Monaten wird ein neuer Generaldirektor gewählt - er wird sein Amt Anfang 2011 antreten. Es ist zu hoffen, dass er das Konvergenz-Projekt nicht als `fait accompli` akzeptieren muss, denn es wäre unverantwortlich, dieses Reissbrettprojekt durchzupeitschen, nur weil der Abgang von Generaldirektor Walpen kurz bevorsteht. Eine grundsätzliche Infragestellung des Projektes ist angezeigt. Noch ist es nicht zu spät.»
Anmerkung des Klein Reports: Die gfmks ist nicht zu verwechseln mit dem Verein Medienkritik Schweiz, der vom früheren Chefredaktor des «St. Galler Tagblatt», Gottlieb F. Höpli, präsidiert wird.
Freitag
26.02.2010