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Sonntag
28.09.2008

Seit Mai 2008 hat es im «Bieler Tagblatt» ein «Kinderblatt», eine Seite speziell für junge Zeitungsleser. «Damit wollen wir vermehrt junge Familien ansprechen, da der Zeitpunkt der Familiengründung in der Regel auch der Zeitpunkt ist, wo man sesshaft wird und sich auch langsam überlegt, eine Zeitung zu abonnieren», erläutert Kerstin Wälti, die das «Kinderblatt» konzipiert hat und heute redaktionell betreut. «Zudem ist die Mehrheit unserer Leserschaft weiblich (54 Prozent) und Leserinnen interessieren sich im allgemeinen eh für alle Themen rund um Familienalltag, Kinder und Erziehung.» Kinder seien von klein auf mit Medien konfrontiert, allerdings selten mit der Zeitung, beobachtet Wälti. «Wenn sie aber in der Zeitung eine Seite finden, die ihre Interessen aufnimmt, bleiben sie dieser Zeitung treu und nehmen sie gewissermassen mit ins Jugendlichen- und Erwachsenenleben.»

Laut der deutschen Spezialistin Kathrin Kommerell enthalten 70 Prozent der Medien in Deutschland auf Kinder ausgerichtete Inhalte. In der Schweiz scheint dieser Anteil tiefer zu liegen. Das liegt vielleicht auch daran, dass sich einige Verleger am Thema bereits die Finger verbrannt haben - insbesondere Zeitschriften für Kinder haben in der Schweiz einen schweren Stand. Zuletzt wurde 2004 die Kinderzeitung «Cracks for Kids» eingestellt - nach nur drei Monaten. Und die Tamedia war im gleichen Jahr froh, dass sie die Kinderzeitschrift «Spick» an den St. Galler Verlag Künzler-Bachmann abgeben konnte.

Was macht den Teilmarkt Printmedien für Kinder derart schwierig? Es bleibt kaum Zeit, die jungen Leserinnen und Leser an sich zu binden. Zwischen dem Beginn der Lesefähigkeit und einem meist rapide eintretenden Desinteresse an kindlichen Inhalten liegen nur wenige Jahre. Und schon entschwinden die mühsam angeworbenen Leserinnen und Leser in den Markt der Jugendzeitschriften. Wobei dieser auch nicht viel einfacher ist, wie gerade diese Woche die Einstellung der «Südostschweiz»-Jugendzeitung «Haifaif» belegt hat.

Was hat man mit dem «Kinderblatt» in Biel für Erfahrungen gemacht im Leser- und Anzeigenmarkt? «Von Leserseite haben wir sporadisch positive Reaktionen, allerdings kaum negative und vor allem keine per Mail oder Post», berichtet Kerstin Wälti. «Ich habe aber schon von Müttern gehört, die die Seite rausreissen und quasi als Bettgeschichte den Kindern vorlesen oder sie mit ihnen anschauen. Und ich merke, dass viele Personen, vor allem Eltern, die Seite kennen.» Die Reaktionen des Werbemarkts seien schwierig zu beurteilen, «wir hatten aber bereits Inserate auf dieser Seite.» Ein Grossverteiler habe sich zudem über die Konditionen informiert und Interesse angemeldet. - Siehe auch: Kinderzeitungen 2: Journalismus für die Kleinsten ist kein Kinderspiel