Der neue Chefredaktor Markus Spillmann gibt bei der «Neuen Zürcher Zeitung» mächtig Gas: Bis Ende des 1. Quartals 2007 baut er das über 200-jährige Traditionsblatt radikal um. Es gibt eine neue Zentralredaktion für Zeitung und Internet, die Online-Angebote erfahren einen kräftigen Ausbau, die wöchentliche Ausgeh-Agenda «NZZ Ticket» verschwindet, es gibt ein neues Lifestyle-Magazin «Z», und die diversen Bunde und Beilagen des Blatts werden «teilweise neu geordnet und thematisch erweitert», teilte der Verlag am Freitag mit. Der Umbau führe «zu Umdispositionen im Personalbereich», heisst es etwas versteckt: Es würden «in gewissen Bereichen auch einige Stellen abgebaut», wobei «auch Entlassungen geplant» seien.
Für Spillmann selbst sind die Änderungen kein Grossumbau: «Die Massnahmen sind überschaubar, und es geht darum, sich fit für den Strukturwandel zu machen sowie auf die wirtschaftlichen Bedingungen zu reagieren», sagte er am Freitagabend gegenüber dem Klein Report. Mit der Restrukturierung habe er «erste Schritte» auf diesem Weg eingeleitet. Der Stellenabbau vor allem wegen der Einstellung von «NZZ Ticket» werde netto «im niedrigen zweistelligen Bereich» erfolgen, wobei zwei Drittel durch Frühpensionierungen und Änderungen der Pensen sowie ein Drittel durch Entlassungen vorgesehen seien. Die Ausgeh-Beilage soll im März verschwinden, wenn die Internet-Alternative aufgebaut ist, gab Spillmann bekannt.
Beim Umbau gehe es um eine «konsequent vorangetriebene strategische Neuausrichtung und Weiterentwicklung der NZZ zum führenden Schweizer Medienunternehmen für Qualitätsinformation», schreibt die NZZ über ihr Vorhaben. An erster Stelle nennt die Mitteilung die geplante «gemeinsame Nachrichten- und Abschlussredaktion für die NZZ und das Internetportal». Ziel dieser Massnahme sei es, der Leserschaft «in beiden Medien eine möglichst aktuelle und gleichzeitig qualitativ hochstehende Informationsleistung zu bieten». In diesem Zusammenhang erfahre die Frontseite «Massnahmen zur besseren Leserführung».
Mit einer teilweisen Neuordnung und thematischen Erweiterung von «diversen Bunden und Beilagen» soll der Leserschaft ein attraktives Angebot bei gleich bleibend hoher Qualität und verbesserter Zugänglichkeit geboten werden, heisst es weiter. So soll sich die Auto-Beilage neu auch mit Aspekten der modernen Mobilität befassen, der Bund «Tourismus» werde um den Themenbereich Freizeit und Freizeitgestaltung erweitert, wobei auch das grenznahe Ausland berücksichtigt werden soll. Die schon lange kränkelnde Ausgangsbeilage «NZZ Ticket» verschwinde, und die Inhalte kämen ins Internet, und zwar als «serviceorientierte Agenda-Datenbank von hoher Benutzerfreundlichkeit», wie es wohlformuliert heisst.
Auf Mitte Februar kündet die NZZ sodann ein neues monatliches Lifestyle-Magazin «Z» an, «das sich in einem grosszügigen Format den genussvollen und schönen Seiten des Lebens» widmen werde. Während «NZZ Folio» jeweils am ersten Montag des Monats der Tageszeitung beiliegt, soll «Z» mit der NZZ-Samstagausgabe und der «NZZ am Sonntag» zur Leserschaft kommen. Dieses Magazin ersetze die Spezialbeilagen von NZZ und NZZaS zu den Themen Mode, Uhren und Schmuck.
In direkter Konkurrenz zur Tamedia-Stellenbeilage «Alpha» will die NZZ ihre Stellenplattform «NZZexecutive» in Print und Online weiter ausbauen und damit «Marktführerschaft im Bereich der Kader- und Fachspezialistenfunktionen» anstreben. Die bereits eingeführten «NZZ-Mobile» und «NZZ-Campus» (für Studierende) seien «weitere Engagements der NZZ in diesem Wachstumsbereich». Schliesslich kündet die NZZ eine «neue Podiums- und Veranstaltungsreihe der Marke NZZ» an, wie sie anlässlich des 225-Jahr-Jubiläums durchgeführt worden war. Damit sollen «künftig mehrmals im Jahr hochkarätig besetzte Anlässe wie Referate, Streitgespräche, Lesungen und aktuelle politische Veranstaltungen durchgeführt» werden. - Siehe auch: Print-Stellenmarkt NZZexecutive wird online aufgeschaltet, Redaktioneller Ausbau bei «NZZexecutive» und NZZ Online neu auch aufs Handy
Freitag
17.11.2006