Wer kennt die Situation nicht: Endlich nimmt man sich mal wieder gemütlich und entspannt die Zeit, an einem freien Tag im Kaffeehaus zu lesen. Vor dem Zeitungsständer neben der Bar trifft einen dann der Schlag: Nichts als zerfledderte Zeitungsfetzen vom Vortag. Es ist mal wieder Feiertag. Erbost ob dieser Erfahrung bläst nun eine kreative Truppe aus Zürich zum Gegenangriff. Mit der Zeitung «Firtig» wollen die jungen Wilden immer dann mit einem eigenen Blatt aufwarten, wenn das sonst niemand tut. «Die einzige gedruckte Zeitung der Stadt Zürich, die an Feiertagen erscheint», wie es auf ihrer Website www.firtig.ch selbstbewusst heisst.
Werbetexter Simon Smit und Journalist Marco Ruegg sind die Väter des neuen Zeitungsbabys. «Bereits im Journalismus-Studium haben wir Grosses auf die Beine gestellt, indem wir spontan eine Riesenparty an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) geschmissen haben», erzählt der 30-jährige Smit gegenüber dem Klein Report. Am Karfreitag soll nun die erste Ausgabe ihres neuen Projekts erscheinen.
Das Konzept ist einfach und das Vorgehen pragmatisch. «Wir haben ein Team von zehn Leuten aus unserem Umfeld zusammengetrommelt und gemeinsam geschaut, auf welche Themen und welchen Stil wir am meisten Lust haben», erklärt Smit. Mit dabei sind Journalisten, Grafiker, Illustratoren, ein Comiczeichner und zwei Fotografen - womit alles da sei, um eine gute Zeitung zu machen, wie Smit verschmitzt hinzufügt. Geld verdienen wird hier niemand. «Und wenn ich am Schluss noch etwas aus dem eigenen Sack an die Druckkosten geben muss, so ist das egal», meint Smit.
Inhaltlich wolle man sich vom Einheitsbrei der Zürcher Mediensuppe etwas lösen. Das Konzept sei einem Monatsmagazin nachempfunden, das weniger die konkreten News als vielmehr kulturelle und gesellschaftliche Geschichten ins Zentrum stelle. So sollen in der ersten Ausgabe Geschichten erscheinen mit Themen wie «Alice im Rüebliland - was ist im Aargau eigentlich so scheisse, dass alle nach Zürich kommen?» oder «Knutschen auf dem Lindenhof. Wie kommts, dass die Generation Porno immer noch ganz romantisch auf dem Lindenhof rumknutscht?»
Mit einer Auflage von 2000 bis 3000 Stück, die Smit am Gründonnerstag mit dem Veloanhänger von Bar zu Bar verteilen will, startet das neue Zeitungsprojekt zwar bescheiden. Doch die Ambitionen sind umso grösser: «Wenn unser Produkt bei den Leuten ankommt, dann machen wir weiter.» Denn nach Ostern stehen schon bald der 1. Mai, Auffahrt, Pfingsten und der 1. August an.
Samstag
13.03.2010