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Dienstag
09.01.2007

Einigermassen bescheiden nannte sich das Referat von Theodor Gut, VR-Präsident der Zürichsee Medien AG, an der Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Presse «Wettbewerb macht fit - Strategien im regionalen Markt». Doch unter dem biederen Titel präsentierte Gut ein wahres Feuerwerk an Reminiszenzen aus dem Zürcher Zeitungskrieg zwischen der Tamedia und der NZZ-Gruppe. Unter grossem Beifall der versammelten Verleger und Kommunikationsprofis berichtete Theoder Gut ausführlich und hautnah über das Vorgehen der Zürcher Tamedia in ihrer Regionalisierungsstrategie. Man sei in den «Kampf der Pressetitanen» - ohne informiert zu werden - hineingezogen worden, als die Publicitas ihr Aktienpaket von 25 Prozent an der Verlagsgesellschaft der «Zürichsee-Zeitung» in die NZZ-Kooperation hatte einbringen wollen, sagte Theodor Gut weiter.

Mit einem gewissen «Herrn Kall von der Zürcher Tamedia» habe er sich zu mehreren Gesprächen getroffen, erzählte Thedi Gut unter hörbarem Schmunzeln der Anwesenden, wobei der Tamedia-CEO als «sehr kultivierter und sehr freundlicher Herr» ihm eine knallharte Botschaft auf den Weg gegeben habe: «Lieber Herr Gut, überlegt euch in Stäfa genau, wie ihr entscheidet. Erlaubt ihr der Tamedia den Einstieg beim Mutterhaus Zürichsee Medien, werden wir das grosszügig honorieren». Dann sei aber ein ganzes «Einschüchterungsszenario» losgelassen worden, wie Gut das Vorgehen der Tamedia bezeichnete, und er schilderte detailliert den Übernahmeversuch des Grossverlages aus Zürich. Nur schade, dass der erwähnte «Herr Kall» die guten Worte nicht zu hören bekam; angemeldet am Anlass war er zwar gewesen, doch der Stäfner Schelte wollte er sich offenbar nicht aussetzen.

Der Medienkampf auf der andern Seite des Zürichsees, der vom «Tages-Anzeiger» im Feburar 2005 lanciert worden war, bezeichnete Thedi Gut in den Folge als «anticipation of horror», und er erzählte, er habe sich wie in einem Film von Alfred Hitchcock gefühlt. Parallel dazu habe der Zürcher Grossverlag aber auch eine «Offensive des Charmes» gestartet, um potenzielle Leser, Inserenten, Behörden, Vereine sowie Redaktionsangehörige zu umwerben. Dabei verwies Gut genüsslich auf seine Erfahrungen an der Südfront seines Verbreitungsgebiets, wo er mit der «Südostschweiz» von Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument ebenfalls harte Auseinandersetzungen zu bestehen hatte. Seine Worte kontrastierten auffällig mit den vorgängigen Worten von Lebrument, aber mittlerweile entwickle sich der Wettbewerb «durchaus zufriedenstellend.»

«Kommen wir zum Fazit: Letztlich ist es irrelevant, ob Sie Herrn Kalls Vorgehen charmanter oder meine Überlegungen druckvoller finden. Entscheidend, ob es auch in Zukunft im Kanton Zürich kein Monopol eines Verlages geben wird, sind die Leser und Inserenten», hob Theodor Gut zum Schlusswort an. Die «gut geölte PR-Maschinerie» der Tamedia am linken Seeufer habe zwar die Leserzahlen erhöhen können, jedoch nicht zu Lasten der «Zürichsee-Zeitung». Mehrere Gemeinden überlegten sich heute, dem Tagi-Split die amtlichen Anzeigen nicht mehr gratis zu überlassen. Trotz dieser Tamedia-Attacke konnte der VR-Präsident der Zürichsee Medien AG auf das positive Betriebsergebnis im Jahre 2006 hinweisen. «Offensichtlich betrachtet die Mehrheit der Leser und Inserenten am linken Ufer die `Zürichsee-Zeitung` weiterhin als ihr Leibblatt», so das Verdikt von Theoder Gut.