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Montag
29.10.2012

Was muss ein Verwaltungsratspräsident der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ) mitbringen? «Strategische Weitsicht» und «bürgerlich-liberale Werte», so der scheidende NZZ-Präsident Franz Steinegger, der in der Samstagsausgabe der NZZ gemeinsam mit seinem designierten Nachfolger, Galenica-Chef Etienne Jornod, Stellung nahm. Jornod soll an der Generalversammlung im April 2013 in den NZZ Verwaltungsrat gewählt werden und auch das Präsidium übernehmen, Steinegger scheidet auf diesen Zeitpunkt wegen der Altersgrenze aus dem Gremium aus.

«Etienne Jornod hat den Verwaltungsrat durch seinen Leistungsausweis und seine Person überzeugt», erklärt Steinegger auf die Frage der eigenen Zeitung, wieso man sich für Jornod entschieden habe. Er sei eine ausgewiesene Unternehmerpersönlichkeit mit eindrücklichem Leistungsausweis, mit «strategischer Weitsicht» und «der Fähigkeit, ein Unternehmen nachhaltig zu entwickeln».

Ob es kein Nachteil sei, will der anonyme Interviewer (Kürzel «zz.») wissen, dass Etienne Jornod keine Erfahrung in der Medienbranche hat? Steinegger: «Nach Ansicht des Verwaltungsrats braucht es für das Präsidium in erster Linie eine Person mit strategischer Weitsicht, die es schafft, die weitere Unternehmensentwicklung auf eine klare Dualstrategie zu fokussieren und ein drittes Geschäftsfeld zu etablieren.» Über viel Branchenkenntnis verfüge man sowohl im Unternehmen als auch in der Unternehmensleitung.

Kein Problem sieht der Innerschweizer Steinegger auch darin, dass das «Zürcher Traditionsunternehmen» einen Präsidenten «von ausserhalb» erhalten soll, und beantwortet die Frage gleich in der dritten Person und bereits im Präteritum: «Bekanntlich waren Konrad Hummler und Franz Steinegger auch keine Zürcher.» Hummler verbleibe im Verwaltungsrat, doch sei entschieden worden, «für die Nachfolge im Präsidium eine externe Person zu suchen».

Etienne Jornod, der laut Steinegger mit einer liberalen Grundhaltung für die «statuarisch festgehaltenen Werte der NZZ» steht, «fasziniert die Welt der Medien», und insbesondere die NZZ, die in der Schweiz eine bedeutende Rolle spiele und die Wirtschafts- und Gesellschaftswerte repräsentiere, die er vertrete.

«Ich bin ganz einfach ein Unternehmer, und genau das hat die NZZ gesucht», sagt Jornod auf die Frage der NZZ nach der fehlenden Branchenkenntnis. Seine Stärke seien die Strategieentwicklung und die nachhaltige und langfristige Umsetzung. «Ich bin auch bei Galenica kein Spezialist in den einzelnen Geschäftsaktivitäten, und trotzdem habe ich mit meinem Team das Unternehmen in den letzten 17 Jahren äusserst erfolgreich entwickelt.»

Oberstes Ziel des Medienhauses müsse es sein, lässt sich Jornod in der NZZ zitieren, die redaktionelle Kompetenz in Print und Online voll ausspielen zu können. «Die Erfüllung der in der modernen Medienwelt gültigen Benchmarks steht im Mittelpunkt meines Handelns, denn nur das Beste passt zur NZZ.» Auf die publizistische Linie der Zeitung wolle er keinen Einfluss nehmen, dafür sei «klar» die Chefredaktion zuständig. «Die Unabhängigkeit der Redaktion ist ein zentraler Erfolgsfaktor für eine Zeitung, das gilt erst recht für die NZZ.»