Der Werbevermarkter Goldbach Media hat unlängst den «Marketingrappen» für Radiogattungsmarketing initiiert. Die Idee: Beteiligte Radiosender berappen die Hälfte der Gattungswerbung aus der eigenen Tasche, indem Goldbach ihnen pro vermittelter Werbesekunde zwei Rappen abzieht und auf ein Konto für Gattungsmarketing einzahlt. Ein Betrag, den Goldbach seinerseits verdoppelt. Über den Einsatz der Mittel bestimmt eine Kommission, in welcher Goldbach die Mehrheit stellt, wie der Klein Report berichtete. Wo steht man im Projekt inzwischen - und was sagen Kritiker?
«Wir freuen uns sehr, dass wir mittlerweile von praktisch allen Privatradios entweder eine mündliche Zusage oder einen Vertrag zurückerhalten haben», sagte Daniel Hess, Sales Director Goldbach Media, gegenüber dem Klein Report. Das gelte auch für die Westschweizer Sender, deren Teilnahme im Juni noch ungewiss war: «Wir spüren eine sehr gute Resonanz in unseren Gesprächen. Sämtliche Sender rund um Genf, Lausanne oder im Jura Plateau Alpes haben die Teilnahme zugesagt», so Hess.
Ins gleiche Horn stiess Urs Lorenz, Geschäftsleiter von Radio Zürisee und Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizer Privatradios (VSP): «Unterdessen sind praktisch alle Privaten mit dabei, entweder per mündliche Zusage oder schriftlichen Vertrag», erklärte er dem Klein Report. Und: «Auch bei den Westschweizer Kolleginnen und Kollegen ernten wir durchwegs ein positives Feedback. Die entsprechenden Gespräche laufen direkt über Goldbach.»
Gefragt nach den nächsten Schritten in Sachen Marketingrappen und Gattungswerbung, wollten weder Hess noch Lorenz etwas verraten: «An der Radio Night, am Vorabend des Radio Days, werden wir in Zusammenarbeit mit den Schweizer Privatradios und weiteren Partnern die Kampagne und die jeweiligen Elemente vorstellen», sagte Daniel Hess. Bis dahin wolle man nichts vorwegnehmen.
Interessanterweise hat sich die Goldbach Media auch den Auftrag, die Radio Night zu organisieren und zu vermarkten, gleich selber zugeschanzt.
Herrscht also eitel Sonnenschein in der Schweizer Radiobranche wegen des Gattungsmarketings? Nicht am Marketingrappen beteiligt ist etwa die Basler Radiovermarkterin The Cover Media, die seit 18 Jahren am Markt ist. «Wir machen seit Jahren Werbung für die Gattung Radio, und dies immer auf unsere Kosten», sagte Inhaber Hans-Ueli Zürcher gegenüber dem Klein Report.
Cover Media sei selbstverständlich für alles offen, was die Gattung betrifft, und hätte sich auch eine Kooperation mit den Sendern vorstellen können, doch «wenn wir die Zusammensetzung des Vorstandes ansehen, so können und wollen wir nicht dabei sein», erklärte Zürcher. Auch findet er es etwas irritierend, dass Goldbach als exklusive Vermarkterin von Schweizer TV-Fenstern die Gattung Radio stärken soll: «Hier scheint der Interessenkonflikt vorprogrammiert zu sein.»
Überhaupt sei es «sehr interessant und spannend», meinte Hans-Ueli Zürcher, «dass genau dieses Unternehmen zusammen mit einigen Radios Gattungswerbung machen will, das in den letzten Jahren die Gattung ziemlich ins Aus manövrierte».
Was der Unternehmer anspricht, ist die Ausdünnung auf dem Schweizer Radiomarkt: «Zur Gattung Radio gehören ja auch die Vermarkter und es ist kaum gefühlte drei Jahre her, da gab es noch eine Radiotele, die über Jahrzehnte in der Radiowerbung führend war», so Zürcher. Als Radiovermarkter verschwunden sei etwa auch Radioemotion. «Sportpromotion, einst die Nummer zwei hinter Radiotele, musste vor den Goldbach-Konditionen kapitulieren und spielt im Markt leider keine grosse Rolle mehr. Ebenso Mediapro, das sich noch als Zwei-Personen-Betrieb über Wasser halten kann.»
Sein eigenes Unternehmen könne sich am Markt zwar immer noch behaupten, erklärte Zürcher dem Klein Report, «dies aber, weil das Unternehmen breiter aufgestellt ist und auch audiovisuelle Produktionen anbietet».