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Mittwoch
27.04.2011

Roman Geiser, Präsident des BPRA und Chairman von Burson-Marsteller Schweiz, erklärte am Dienstag gegenüber dem Klein Report, warum einzelne PR-Agenturen 2010 besonders erfolgreich waren und warum es in den kommenden Jahren in der Branche zu weiteren Veränderungen kommen könnte. «Während die PR-Branche 2009 einen überraschenden Dämpfer erlitt und einen starken Umsatzrückgang von 9,2 Prozent hinnehmen musste, hat sich der Gesamtumsatz 2010 stabilisiert. Der Umsatzrückgang betrug noch 0,9 Prozent», so Geiser.

Die Branche habe sich dabei als Frühindikator der Wirtschaft erwiesen. Sei die Branche in der ersten Jahreshälfte noch mit zurückhaltenden Kunden konfrontiert gewesen, hätte die verbesserte Auftragslage in der zweiten Jahreshälfte dazu geführt, dass die Agenturen wieder vermehrt Stellen schufen. Dass einzelne Agenturen 2010 gar ein Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent verbuchen konnten, verdankten diese gemäss Geiser einer erfolgreichen Spezialisierung. «Es lohnt sich, sich als kleine oder mittelgrosse PR-Agentur auf einzelne Branchen oder bestimmte Beratungsangebote zu spezialisieren», erklärte Geiser. Allerdings sei es mittlerweile schwer, in der Schweiz eine ideale Nische zu finden.

Auch wichtig sei eine gewisse Grösse. Nach wie vor gelte es für die kleinen Agenturen, sich im Markt zu konsolidieren und die kritische Grösse von fünf bis sieben Mitarbeitenden zu überwinden oder sich zu spezialisieren. «In den kommenden Jahren wird die Zahl der Zusammenschlüsse wahrscheinlich ebenso steigen wie die Zahl der Zusammenarbeitsmodelle», ist Geiser überzeugt. Doch auch andere Wachstumsmodelle, wie Einzelanbietern innerhalb einer grösseren Agentur eine Plattform zu bieten, seien erfolgsversprechend. Die Tendenz zur Zusammenarbeit sei kein Zufall. «Wir haben bei unseren Erhebungen einmal mehr festgestellt, dass der Pro-Kopf-Umsatz bei Agenturen merklich höher liegt als bei Einzelanbietern mit eins bis drei Mitarbeitenden», so Geiser.

Dies liegt wohl auch daran, dass die Kundenansprüche ständig grösser werden. Der traditionelle Wissensvorsprung, den eine Agentur gegenüber seinen Kunden aufweisen sollte, müsse mit immer mehr Aufwand aufrechterhalten werden. «Unsere Kunden sind immer besser ausgebildet. Die Attraktivität des PR-Berufs macht sich deutlich bemerkbar», so Geiser. Die Kunden verlangten auch nach immer mehr Messbarkeit, die evidenzbasierte PR befinde sich im Vormarsch. Um all den Ansprüchen gerecht zu werden, müsse man heute Full-Service-Leistungen anbieten, sprich integrierte Lösungen von der Strategieberatung bis hin zur Umsetzung von Basisdienstleistungen. Dass hierbei immer mehr Projekte zusätzlich oder ausschliesslich in den digitalen Medien umgesetzt würden, sei ein Vorteil für die Branche. «Die PR-Branche hat ihre Stärken seit jeher im direkten Dialog statt in der Massenkommunikation. Im digitalen Bereich kann unsere Branche Wachstum generieren», sagte Geiser dem Klein Report.

Was das Jahr 2011 betrifft, zeigt sich der BPRA-Präsident «verhalten optimistisch». Die Branchen- und Mitgliederbefragung habe hinsichtlich des ersten Quartals 2011 eine positive Grundstimmung ergeben. «Die Agenturen können derzeit viele spannende Neuprojekte umsetzen. Es zeigt sich, dass die Wirtschaft nach der Krise einen grossen Bedarf hat, mit Reputationsmanagement den erlittenen Vertrauensverlust rückgängig zu machen», so Roman Geiser.