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Mittwoch
03.07.2002

«Die Borer-Fotos sind nicht durch die Redaktion SonntagsBlick in Zürich manipuliert oder gefälscht worden.» Das ergab ein Zwischenbericht des Prolabors in Kloten, das im Autrag des Verlagshauses Ringier die Bilder auf mögliche Fälschungen untersucht hat, die der Fotograf Manfred Neugebauer vor der Schweizer Botschaft in Berlin aufgenommen hatte. Die Bilder zeigen eine Frau, die in das Auto des damaligen Botschafts Thomas Borer steigt, in die Tiefgarage fährt und später wieder herauskommt. Eine Fälschung der Bilder durch den Fotografen oder andere Personen in Berlin konnte auf Grund der bisherigen Resultate auch nicht nachgewiesen werden, teilte Ringier am Mittwoch mit. Allerdings betonte Volker Heerich, zur Analyse beigezogener Experte für digitale Fotografie, es sei bei digitalen Bildern generell «äusserst schwierig», Fälschungen oder Echtheit nachzuweisen. Bei den Borer-Aufnahmen gebe es viele Hinweise in beide Richtungen. Im Augenblick fehle für ihn ein «eindeutiger Beweis für gefälscht oder nicht gefälscht.»

Das Labor hält fest: «Die Experten konnten auf der Festplatte des Fotografen Manfred Neugebauer das Originalbildmaterial mit sämtlichen Metadaten sicher stellen. Zwischen den Originalbildern, die von Neugebauer nach Zürich in die Redaktion SonntagsBlick übermittelt wurden, und den von der Zeitung veröffentlichten Bildern konnte kein Unterschied in der Bildaussage festgestellt werden. Damit kann davon ausgegangen werden, dass in der Redaktion in Zürich die im Bereich der Botschaft geschossenen Bilder weder manipuliert noch verfälscht wurden.» Die Untersuchung konzentrierte sich gemäss Ringier nicht allein auf die Analyse der benutzten Kamera, die Datensicherung und die zur Diskussion stehenden Bilder, sondern umfasste auch umfangreiche Abklärungen in Berlin. Zu diesen Abklärungen gehörte unter anderem die Frage, ob die Szenen vor der Botschaft allenfalls inszeniert gewesen seien.

Zu diesen Ergebnissen sagte Marcel Widmer vom Prolabor mit Hinweis auf die weiter laufenden Untersuchungen nichts. Denn das Expertenteam hatte angeregt, «einige nicht abschliessend verifizierte und unklare Aspekte rund um die Originalbilder» weiter abzuklären. Dies wird «ausausdrücklichen Wunsch des Ringier Verlags» geschehen - womit der Schlussbericht des Expertenteams erst im September vorliegen und «den Medien auf Verlangen zur Verfügung gestellt» wird.

Ringier-Sprecher Fridolin Luchsinger zeigte sich auf Anfrage vom Zwischenergebnis nicht überrascht: «Wir haben nie bezweifelt, dass ein solches Ergebnis herauskommt.» Lieber wäre ihm allerdings, wenn die Untersuchung schon vollständig abgeschlossen wäre. Mehr dazu: Spekulationen nach der Borer-Story, Michael Ringier zum «Fall Borer und dem «Sch...jahr 2002» und NZZ: «Fall Borer» als Medienskandal mit Langzeitwirkung