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Freitag
03.06.2016

Medien / Publizistik

news

Nach 16 Jahren kommt das (zwischenzeitliche) Ende für die Nachrichtenseite news.ch. Co-Geschäftsführer und Verleger Piero Stinelli hat sich gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Till Bannwart zu diesem Schritt entschlossen: «Wirtschaftliche Umstände haben uns zu diesem Schritt gezwungen», sagte Stinelli am Donnerstagmorgen gegenüber dem Klein Report.

Und dies trotz der über 250 000 Unique User, welche die verschiedenen News-Sites im Umfeld von news.ch pro Monat erzielten, die über die Vadian.net AG in St. Gallen gehalten werden. «Auch der fortschreitende Strukturwandel hat uns dazu bewogen. Nun arbeiten wir an einem Neustart», erklärt Piero Stinelli weiter, «wir wussten, dass wir das mit news.ch machen müssen». Deshalb gehe ein Teil des Teams jetzt erst einmal in Klausur. Auf die Frage des Klein Reports, ob es zu Entlassungen kommen werde, sagte Stinelli: «Ja, es wird zu Entlassungen kommen.»

In den letzten zehn Jahren hätten die grossen Schweizer Verlage massiv in ihr Online-Angebot investiert und fast alle unabhängigen Online-Plattformen «aufgekauft oder vom Markt gedrängt», so die Gründe für das Aus von news.ch. «Obwohl das letzte Jahr das erfolgreichste Jahr in der Online-Werbung in der Schweiz war, ist der Werbemarkt für kleine und mittelgrosse Portale immer schwieriger geworden», schreibt die Redaktion weiter. Die Preise für Inserate seien um den Faktor zehn gesunken: «In ihrer Verzweiflung holen sich die Verlage ihre Clicks über lustige Katzenvideos, effekthascherische Bildergalerien und andere günstige Trafficmagneten», heisst es weiter.

News.ch war eine der ersten Schweizer News-Plattformen, die erfolgreich Online, Redaktionsarbeit mit externen Beiträgen und klar gekennzeichnete Infoauftritte grosser Firmen wie Sunrise, Orange, Cablecom, Tiscali, T-Online, Bluewin, Axpo Superleague anbot. «Gewisse nationale und internationale Publikationen machen mittlerweile mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit sogenanntem Native Advertising», ärgert man sich beim Team von news.ch. Denn solche Texte werden nicht eindeutig als Werbung gekennzeichnet.

Online-News wurden um die Jahrtausendwende über die Hälfte von news.ch bedient, unter anderem waren bekannte Kolumnisten wie Peter Achten, Regula Stämpfli, ein ETH-Zukunftsblog, Art-TV, «Nebelspalter», Jürg Zentner und Patrik Etschmayer dabei und machten aus news.ch mit vielen anderen Schreibern während Jahren ein solides Online-Medium.

Neben der Online-Konkurrenz der grossen Verlage und Unternehmen, die Native Advertising und Information mit wenig Anspruch an journalistische Qualität mischen, kam news.ch immer mehr unter Druck. «Wir haben deshalb entschieden in Klausur zu gehen. Unser Ziel ist es, zu gegebener Zeit mit einem guten Produkt, das eine Daseinsberechtigung hat, wieder an den Start zu gehen», heisst es zum vorübergehenden Abschied.