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Donnerstag
17.11.2011

Mit «Architektur + Technik» und «Wandermagazin Schweiz» haben zwei Publikationen den Q-Award 2011 gewonnen, die einen Relaunch hinter sich haben. Die Jury des Verbandes der Schweizer Medien hat die aus ihrer Sicht jeweils gelungene Neuausrichtung mit ihrem jährlich verliehenen Preis gekrönt. Die Q-Awards wurden am Mittwoch an der Trendtagung der Fach- und Spezialmedien im Lake Side in Zürich bei strahlendem Sonnenschein übergeben. 160 Gäste aus der Fachmedienbranche nahmen an der Veranstaltung teil.

Auf die Frage, weshalb der Q-Award erneut doppelt vergeben wurde, erklärte Toni Vetterli, Leiter Marketing im Verband Schweizer Medien, dem Klein Report: «Es liegt allein im Ermessen der Q-Award-Jury, statt einen auch mehrere Awards zu vergeben. Wie schon im Vorjahr lag nicht nur die Beteiligung mit 13 Dossiers, sondern auch die qualitative Messlatte wiederum sehr hoch», sagte Vetterli. Deshalb habe sich die Jury entschieden, auch dieses Jahr zwei Awards zu vergeben. «Dabei traf es zufälligerweise einen Fachpresse-  und einen Spezialpresse-Titel», so Vetterli.

Er will die Würdigung zweier Zeitschriften, die einen Relaunch gewagt haben, «nicht unbedingt» als eine Art Weckruf an die Branche verstanden haben: «Erfolgsversprechend können auch besondere innovative Lösungen oder, wie es die Jury formulierte, praktische Beispiele geschickter Multiplikationsideen, Dachmarkenstrategien und Verknüpfungen zwischen Off- und Onlineangeboten sein», sagte Toni Vetterli am Mittwoch dem Klein Report.

Jurymitglied Karl Lüönd meinte indes: «Den Weckruf haben wir vor drei und vor zwei Jahren schon losgelassen, als die Qualität der eingereichten Projekte deutlich bescheidener war. Heute sehen wir mit Genugtuung, dass der Weckruf verstanden worden ist», sagte Lüönd dem Klein Report. «Wir sehen mehr Innovation und vor allem mehr Sicherheit im Umgang mit den Onlinemöglichkeiten», so Lüönd weiter.

Zu den Relaunchs der beiden Siegerzeitschriften kam es aus zwei unterschiedlichen Gründen: Die im Monatsrhythmus erscheinende Fachzeitschrift «Architektur + Technik» hatte das Problem, sich von der übrigen grossen Zahl einschlägiger Titel im Architekturbereich zu unterscheiden, und entschloss sich deshalb 2009 zu einem Relaunch, welcher von der Jury überaus wohlwollend beurteilt wurde.

Gemäss Karl Lüönd gelinge ein Relaunch nur bei einer «kompromisslosen Konzentration» auf den Leser- und Nutzermarkt ohne Anpassung an die Gewohnheiten der Hauptzielgruppen. Dann stelle sich auch der Erfolg bei den Inserenten ein. «Der Relaunch von `Architektur + Technik` zeigt, wie man das macht. Das elegante Hochformat, die starke Bilddominanz und die puristische Typografie zeigen an, welcher Typ von Leser/Nutzer gemeint ist», so Lüönd.

Das neue «Architektur + Technik»-Konzept hat sich auch finanziell ausbezahlt, wie die Jury anerkennend feststellte: «Realistischerweise hatte man budgetiert, die beglaubigte Auflage zu halten. Das Ergebnis ist mit plus sieben Prozent innert zwei Jahren nicht spektakulär, aber ermutigend, wobei die Abo-Erlöse in Franken um etwa 14 Prozent stiegen - wohl eine Folge der restriktiveren Handhabung von Gratis- und Promotionsexemplaren», fasste die Jury zusammen. Und seien die Anzeigenerlöse anfangs sogar leicht zurückgegangen, «weil nicht mehr alle PR-Gefälligkeiten möglich waren», würden die Inserateeinnahmen 13 Prozent im Plus liegen. «Im kleinen und überbesetzten Schweizer Markt wachsen die Bäume nicht in den Himmel, und ständige Erneuerungsschritte im Rahmen eines verlegerischen Qualitätsmanagements verhindern den Reformstau, der zu radikalen Relaunch-Schritten zwingt», so das Fazit der Jury.

Auch die Verantwortlichen des 10-mal jährlich erscheinenden «Wandermagazins Schweiz», der einstigen «Revue Schweiz», durften einen Q-Award entgegennehmen. «Ehrwürdig ist die Impressumszeile: «84. Jahrgang der Revue Schweiz». Der Name erinnert an die alte, in den SBB-Zügen hängende Zeitschrift der Verkehrszentrale. Aber das `Wandermagazin Schweiz` war gezwungen, sich neu zu erfinden, als die jahrzehntelange Kooperation mit den SBB zu Ende ging», stellte die Jury am Mittwoch die zweite preisgekrönte Publikation vor.

«Dass dies dem Rothus-Verlag Solothurn, einem unabhängigen Kleinunternehmen, gelang, kann als Beweis dafür genommen werden, dass die angestrengte Kleinarbeit eines hochmotivierten Teams, verbunden mit der Risikofreude eines mutigen Verlegers, ebenso viel bewirken können wie Kapitaleinsatz», lobte die Jury. Das Heft habe sich inhaltlich in die Richtung des wachstumsstarken Segments Wandern/Ausflüge/Outdoor ausgerichtet und sei mit einem starken Onlineangebot unterlegt worden. Auch in diesem Fall glückte der Relaunch: Die Nutzerzahlen sind gemäss Mach-Basic seit 2009 fast verdoppelt worden; Verleger Peter-Lukas Meier und sein Team können sich derzeit über 124 000 Leserinnen und Leser freuen.

Das allgemeine Urteil von Karl Lüönd lautete: «Der aktuelle Jahrgang der Schweizer Publikationen ist besser als in manchen der sieben vorangegangenen Jahre; ich habe zum ersten Mal den Eindruck, dass die Verleger und Redaktoren jetzt auf den Onlineinstrumenten wirklich spielen können», sagte Lüönd gegenüber dem Klein Report.

Weitere Referate an der Trendtagung: Achtung! Kunde droht mit Auftrag