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Mittwoch
11.11.2009

Noch nehmen Auflage- und Leserzahlen der mittlerweile fünf Schweizer Sonntagszeitungen zu, aber bei einer Totalauflage von 900 000 Exemplaren dürfte der Markt «allmählich ausgeschöpft» sein. Dies sagte Publizistik-Professor Heinz Bonfadelli am Dienstagabend an einer Veranstaltung unter dem Titel «Medientalk» der «Neuen Zürcher Zeitung» in der Universität. Und da «NZZ am Sonntag»-Chefredaktor Felix E. Müller ankündigte, weiterhin wachsen zu wollen, stellte sich rasch die Frage, wie es weitergehen soll.

«Ich könnte mir Zusammenschlüsse vorstellen», sagte Müller, ohne weiter in die Details zu gehen, und begründete dies namentlich mit sinkenden Redaktionsbudgets aller Sonntagsblätter. Am ehesten sieht der Klein Report einen solchen Schritt zwischen der «NZZaS», der «Zentralschweiz am Sonntag» (aus dem Haus der LZ Medien, Luzern, die mehrheitlich zur NZZ-Gruppe gehört) und allenfalls dem «Sonntag» (AZ-Medien-Gruppe, Aargau). Diese drei Blätter kooperieren bereits im Sonntagspool. Und zur geografischen Ergänzung würde sich das ebenfalls zur NZZ-Gruppe gehörende «St. Galler Tagblatt» anbieten, das zumindest unter dem früheren Chefredaktor Gottlieb F. Höpli sehr gerne auch am Sonntag an den Kiosk gekommen wäre.

Doch wie würde eine derart ausgebaute «NZZaS» aussehen? Könnte sie ihr heutiges Niveau halten, oder müsste sie Konzessionen («Bonfadelli: `Skandalisierung` und Entpolitisierung») an ein breiteres Publikum machen? Die Diskussion im Hörsaal kreiste locker um dieses Thema, ohne konkret zu werden. Als «interessantes Experiment» bezeichnete Felix E. Müller das neue Konzept des Zürcher «Tages-Anzeigers», der sich von der überregionalen Nachrichtenvermittlung weitgehend losgesagt hat und zentral auf Hintergrund setzt. Der «NZZaS»-Chefredaktor bezweifelte die dieser Machart zugrunde liegende These, dass die Leserinnen und Leser «alles» schon aus den Pendlerzeitungen und dem Internet wüssten und ob ein Bedarf nach täglichen gross aufgemachten Hintergrundbeiträgen bestehe. «Falls dies aber so wäre, müssten wir uns überlegen, was wir zu tun hätten», räumte er ein.