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Donnerstag
15.05.2025

Medien / Publizistik

Die Wanner-Gang: Nicola Bomio, Michael Wanner, Peter Wanner, Patrik Müller und Oliver Steffen (v.l.; Bild: ©Klein Report)

Die Wanner-Gang: Nicola Bomio, Michael Wanner, Peter Wanner, Patrik Müller und Oliver Steffen (v.l.; Bild: ©Klein Report)

Das jährliche Verlegertreffen (Swiss Media Forum) rückt das KKL Luzern ins Zentrum der Schweizer Medienlandschaft. 

Auf dem Vierwaldstättersee pflügt ein historisches Dampfschiff durch das dunkelblaue Wasser, im Foyer des Kulturhauses wälzen die Entscheidungsträger der Schweizer Medienszene beim Stehlunch mit Spargelsalat und Salzwiesenlamm auch schwer verdauliche Themen. «Wir sind wie eine grosse Selbsthilfegruppe», sagt CH-Media-Chefredaktor und Co-Gastgeber Patrik Müller schmunzelnd zur aktuellen Befindlichkeit in den Medien.

Am Morgen hatten die SRG und der Verlegerverband, stark geprägt von CH-Media, eine Zusammenarbeit kommuniziert – und damit in der Branche für allerhand Aufruhr gesorgt. Die Angst vieler Verlage: Zwei Giganten der Szene praktizieren den grossen Schulterschluss – auf Kosten der kleinen und mittelgrossen Verlage und mit starker Tendenz zum eigenen Machterhalt. 

Larissa Bieler, Chefin des SRG-Kanals Swiss Info, beurteilt die Lage aus zentralistischer Sicht: «Es ist ein starkes Zeichen, dass man zusammenarbeitet.»

Was die Bündnerin nicht negieren kann: Über dem Branchen-Rendez-vous in Luzern hängt die SRG-Halbierungsinitiative der SVP wie das viel zitierte Damoklesschwert. So formieren sich die Fronten – oder wie es ein Forums-Teilnehmer salopp ausdrückt: «SRG und Verlegerverband gegen Pietro Supino». Der Chef der TX Group hatte sich in der Donnerstagsausgabe des «Tages-Anzeiger» (als erstes Schwergewicht der Branche) im Abstimmungskampf für die Initiative ausgesprochen.

«Journalismus quo vadis?» war eine der meistgestellten Fragen bei einem Glas Petite Arvine. Dies treibt auch Rolf Cavalli, den neuen Chefredaktor des «Blick», um. Er kann nicht verneinen, dass auch auf seiner Redaktion der Print nur noch die zweite (oder dritte) Geige spielt. 

Dass der Journalismus als vierte Macht im Land nicht an Bedeutung gewinnt, lässt sich auch an der Teilnehmerliste des Swiss Media Forums ablesen. Die Kommunikationsbranche ist überproportional gut vertreten – darunter mit Szenenstars wie Aloys Hirzel, Roman Geiser (Farner Consulting AG) oder Berater Jürg Wildberger.

Letztlich ist die Veranstaltung auch wie eine grosse Brautschau. Die Medienhäuser buhlen um die letzten Inserenten – und die Journalisten und Werber hoffen auf den einen oder anderen Auftrag.

Die Vierwaldstättersee-Schifffahrt kennt diese Sachzwänge nicht. Ihre Dampfschiffe fahren auch ohne Werbeaufschrift zuverlässig jeden Tag bis in den Urner-See. Hoffentlich noch 100 Jahre lang.