Die Zürcher Filmstiftung und die Städte Zürich und Winterthur riefen, doch längst nicht alle kamen, die am Donnerstagabend hätten kommen sollen. Die einen waren durch Dreharbeiten oder Terminprobleme verhindert, andere waren gar nicht erst in den Kaufleuten-Saal eingeladen worden, die Filmproduzentin Jasmin Morgan («Der böse Onkel» von Urs Odermatt) beispielsweise. Zudem hatte man eine Terminkollision mit den Winterthurer Kurzfilmtagen (10. bis 13. November) in Kauf genommen.
Winterthurs Stadtpräsident Ernst Wohlwend liess ausnahmsweise seine Stadt im Stich und übte Zürcher Präsenz, versprach aber gegenüber dem Klein Report, an diesem Wochenende intensiv die Kurzfilmtage zu besuchen. Warum diese Überschneidung? Wohlwend mutmasste hinter vorgehaltener Hand, dass die Zürcher einfach bestimmt hätten - vielleicht etwas überheblich, und unterstrich: «Im nächsten Jahr findet die Verleihung wieder bei uns statt, wie vorgesehen im Vier-Jahres-Turnus.»
Daniel Waser, Geschäftsführer besagter Filmstiftung, moderierte das «Familientreffen der Filmbranche». Corine Mauch in ihrer Funktion als Stiftungs- und Stadtpräsidentin fand, dass - nach Abstechern in Winterthur und Oerlikon - die 6. Cadrage-Ausgabe «im Herzen der Stadt angelangt» sei und wies darauf hin, dass die Filmstiftung zum Erfolgsmodell geworden ist.
Wolfgang Böhler, Autor des Kulturkampf-Buches «Kulturförderung zwischen Konkordanz, Kommerz und Kommissionen», setzte ein paar dezent stachelige Seitenhiebe auf die Branche und anerkannte doppeldeutig: «Der Film hat seinen Preis». Und es purzelten Preise, doch fehlten einige Filmer wie erwähnt. Es freuten sich livehaftig und bedankten sich brav: Michael Steiner («Sennentuntschi»), Tim Fehlbaum («Hell»), Rolando Colla («Giochi d’estate», nominiert für die Oscar-Nominationen 2012) und Sabine Gisiger («Guru»). Dazu strahlten die Produzentinnen Franziska Reck («Mit dem Bauch durch die Wand» von Anka Schmid), Andrea Staka («Day Is Done» von Thomas Imbach) und Ruth Waldburger («La petite Chambre» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond, die beide am selben Abend Theater in Lausanne spielten, sowie «Hell»). Ihre Firma Vega Film war also gleich zweimal erfolgreich. Wie viele Preise es denn wären, wollte der Klein Report wissen. Ruth Waldburger: «Ich weiss es nicht - aber Preise sind das Beste.»
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Verleihungsakt schmerzlos, also wenig emotional in 80 Minuten über die Bühne ging, musikalisch umrahmt dank der 27-jährigen Pianistin von der Wolga, Olesya Urusova, die an der ZHWK studiert. Dann sprach das rund 350-köpfige Filmvölkchen den gespendeten Getränken und Happen zu, besprach neue Projekte oder alte Probleme.