Die Liste der Grausamkeiten, die ZDF-Intendant Markus Schächter in den vergangenen Tagen ausgearbeitet hat, ist lang, wie die «Welt» schreibt: Die Stellenausstattung wird schlechter, die Struktur des ZDF verändert, das Hauptprogramm und die Nebenstellen Kinderkanal, 3sat, Phoenix und Arte müssen beschnitten werden - und das alles nur, weil die Politik den Öffentlich-Rechtlichen 21 Cent nicht gönnt, eben jenen heiss umkämpften Unterschied zwischen den erhofften 1.09 Euro Gebührenerhöhung und den jetzt ausgeknobelten 88 Cent.
Das ZDF, so hat das hausinterne Controlling ergeben, wird deswegen in der nächsten Gebührenperiode mit 160 Mio. Euro weniger auskommen müssen. Kein Wunder, dass Schächter deswegen jetzt noch «viel Klärungsbedarf» sieht. Mit allen 16 Länderparlamenten sollen die Folgen der vermeintlich zu gering ausgefallenen Erhöhung diskutiert werden. Und wenn das alles nicht hilft, weil Wahlkampf ist, weil die Politiker vielleicht aber auch gute Argumente haben - eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht ist für Schächter der letzte Ausweg, die «Ultima Ratio», wie er gestern nach der Sitzung des ZDF-Fernsehrats in Hamburg sagte.
Fernsehratsvorsitzender Ruprecht Polenz äusserte seine Besorgnis darüber, dass das Einschreiten der Politik für die Zukunft Schule mache könne. Ausserdem habe Deutschland eine deutlich schlechtere Position im Verhältnis zu den EU-Partnern in Brüssel, die eine «staatliche Beihilfe» zum öffentlichen Funk bekämpfen. Die Gebührenfestlegung müsse in Deutschland «Staatsferne» behalten.
Schächter untermauerte nach der Sitzung des Fernsehrats den Vorschlag an die Privatsender, künftig auch an den Sportrechten teilhaben zu können. Als nächste Ziele kündigte er an, bei den Verhandlungen der Übertragungsrechte an den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin und der Fussball-EM 2008 in Österreich/Schweiz an die Privaten abgeben zu wollen. Er warnte jedoch die Wettbewerber davor, nur «Rosinen herauspicken» zu wollen.
Sonntag
17.10.2004