Die SRG soll beim Verkauf seines englischsprachigen Radiosenders World Radio Switzerland (WRS) mit «nicht akzeptabler Fahrlässigkeit» vorgehen und das Gespräch mit der verunsicherten Belegschaft verweigern. Diese Vorwürfe erhebt das Syndikat Schweizer Medienschaffender (SSM) in einem Kommuniqué vom Mittwoch.
Erst Anfang Woche bekräftigte die SRG ihren Entschluss, WRS bis spätestens Ende 2014 zu privatisieren. Zwei Szenarien wird das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) auf Empfehlung der SRG prüfen: die Übernahme des Radios durch eine nicht kommerzielle Stiftung unter der Leitung der heutigen WRS-Programmleiter Philippe Mottaz und Paige Revillard und ein Verkauf an die Anglo Media SA, die WRS auch ohne UKW-Konzession übernehmen würde.
Beide Projekte, so die SRG, hätten eine hohe Qualität und könnten den Auftrag des WRS langfristig erfüllen. Das sehen die betroffenen Mitarbeitenden anders. Sie rechnen mit einem Personalabbau und wollen deshalb «seit mehreren Monaten» über einen Sozialplan verhandeln. Bisher vergeblich: «Obwohl alle Bedingungen dafür erfüllt wären, weigert sich die SRG hartnäckig und ohne jede Erklärung, mit dem Personal und seinen Vertretern zu diskutieren», heisst es in der Mitteilung des SSM.
«Leider ist der Personalbestand mit 20,7 Vollzeitstellen zu gross für eine kleine kommerzielle Radiostation, die vermutlich über DAB+ gesendet werden würde», erklärte SSM-Vorstandsmitglied und WRS-Mitarbeiter David Glaser auf Nachfrage des Klein Reports. So hätte die Anglo Media SA denn auch bereits klargemacht, dass Rationalisierungen nötig wären.
Von der SRG fühlen sich die Angestellten getäuscht, denn von der ursprünglichen Aussage, dass alle Arbeitsplätze erhalten werden könnten, sei inzwischen nicht mehr die Rede: «Seit dem Treffen mit Francois Besencon, dem Leiter der Steuerungsausschusses, sagt die SRG, dass nur eine Mehrheit würde bleiben können», so Glaser.
Das SSM habe gegenüber der SRG erklärt, dass sie sich jetzt mit der Belegschaft beschäftigten müsse, «da die Mitarbeiter wissen, dass sie einen Tag, nachdem WRS verkauft ist, entlassen werden», meinte Glaser. Doch verweigere sich die SRG den Gesprächen, «weil sie kein Geld für Abfindungen ausgeben wollen».
«Wir erwarten, dass die SRG die besondere Situation versteht, in der die WRS-Mitarbeiter aus dem Ausland sind. Sie haben eine Aufenthaltsgenehmigung, die an ihren Arbeitsvertrag gebunden ist», erklärte Glaser. Entweder, so die Forderung des SSM, die SRG biete den Betroffenen alternative Stellen an, oder sie beginne, finanzielle Kompensationen zu bezahlen. Die Wahl müsse sich jedoch den Angestellten überlassen.
Die SRG weist diese Vorwürfe zurück: «Wir haben gegenüber dem SSM stets kommuniziert, dass in der kommenden Phase die Personalsituation und mögliche Lösungen diskutiert werden», sagte Sprecher Daniel Steiner am Donnerstag gegenüber dem Klein Report.
In dieser zweiten Phase im ersten Quartal 2013 gehe es darum, mit den beiden möglichen neuen Betreibern unter anderem die Personalsituation zu analysieren, wobei beide Dossiers eine Übernahme ohne Massenentlassungen planen würden, so Steiner.