Der Regisseur Wim Wenders hat scharfe Kritik am Erfolgsfilm «Der Untergang» über die letzten Tage Adolf Hitlers geübt. In einem Artikel in der Wochenzeitung «Die Zeit» wirft Wenders den Verantwortlichen um den Produzenten Bernd Eichinger Verharmlosung vor. Der Streifen beziehe keine Stellung und sei «ein Film ohne Haltung», schreibt Wenders. «Der Film hat von allem keine Meinung, vor allem nicht von Faschismus oder von Hitler. Er überlässt den Zuschauern die Haltung, die er selbst nicht hat oder höchstens vortäuscht.»
Dieser «Mangel an Erzählhaltung» führe die Zuschauer «in ein schwarzes Loch, in dem sie auf (beinahe) unmerkliche Weise dazu gebracht werden, diese Zeit doch irgendwie aus der Sicht der Täter zu sehen, zumindest mit einem wohlwollenden Verständnis für sie», urteilt Wenders in der neuesten Ausgabe des Wochenblatts, wie die SDA am Mittwoch berichtet. «Der Untergang» zeige alles, «nur Hitlers Tod nicht», schreibt der Filmemacher. Mit dem Bemühen, Hitler - gespielt vom Schweizer Bruno Ganz - so lebensgetreu wie möglich darzustellen, sei noch keine sinnvolle historische Aussage gemacht.
Mittwoch
20.10.2004