Günter Wallraffs Buch «Ganz unten» sorgt 27 Jahre nach der Veröffentlichung immer noch für Schlagzeilen. Wieder steht Gastarbeiter Ali im Mittelpunkt. Diesmal allerdings geht es nicht um unerträgliche Arbeitsbedingungen, sondern darum, wer das Buch aus der Sicht des Gastarbeiters überhaupt geschrieben hat. Die «Welt» berichtet, dass zumindest Teile des Buches von Frank Berger geschrieben worden seien.
Pikant: Berger war nicht nur Wallraffs Mitarbeiter, sondern er hat auch für den DDR-Geheimdienst gearbeitet. Gemäss der deutschen Zeitung soll es sich bei ihm um einen Top-Agenten gehandelt haben, dessen Berichte unter anderem auch direkt an Staats- und Parteichef Erich Honecker gingen.
Auch Wallraff selbst steht seit 2003 unter Verdacht, bei der Stasi gearbeitet zu haben, er bestreitet aber jede aktive Zusammenarbeit. «Kein vernünftiger Mensch, der den Fall genauer kennt, zweifelt ernsthaft an Wallraffs Geheimdienstverstrickungen», meinte auf jeden Fall Jan-Eric Peters, Chefredakteur der «Welt»-Gruppe. Hans Leyendecker, Journalist der «Süddeutschen Zeitung», meinte hingegen in einem Radiointerview: «Gerade am Wochenende wird vieles aufgeblasen, was dann im Laufe der Woche wieder platzt.» Ohnehin würde auch eine Mitarbeit von Berger den Inhalt des Buches nicht abwerten.
Im Moment ist Wallraff wieder einmal undercover unterwegs. Was der Aufdeckungsjournalist diesmal untersucht, ist noch nicht bekannt. Das Resultat hingegen schon: eine einstündige Reportage, die Ende Mai auf RTL ausgestrahlt werden soll. Erst vor Kurzem hat Wallraff eine Lesung abgesagt, weil er noch mitten in den Recherchearbeiten steckt. «Meine aktuelle Rolle braucht derzeit etwas mehr Zeit, als zunächst erwartet, weshalb ich leider am Sonntag nicht in Hamburg sein kann», so Wallraff gegenüber RTL.