Content:

Sonntag
17.10.2004

Der Vatikan ist unzufrieden mit der Auszeichnung der österreichischen Autorin Elfriede Jelinek und anderer Schriftsteller mit dem Literaturnobelpreis. Der Preis befinde sich derzeit in einem «Degenerierungsprozess», schrieb die vatikanische Tageszeitung «Osservatore Romano».

Es stelle sich die Frage, «ob der Preis immer noch der gerechten Ehrung einer Person dient, die grosse Verdienste und internationales Renommee erwerben konnte, oder aber nur dazu dient, die öffentliche Aufmerksamkeit auf Autoren zu lenken, denen das nicht selbst gelang oder die dies nicht durch Mässigung erreichen wollten».

In einem deutlichen Seitenhieb auf Jelinek mutmasste die Zeitung am Samstag, dass auch Menschen, «die von Platzangst befallen sind», anscheinend besonders für den Preis qualifiziert seien. Jelinek hatte immer wieder gesagt, dass sie Furcht vor der Gesellschaft hat und Menschenmengen scheut. Den Nobelpreis will sie nicht persönlich in Stockholm entgegennehmen.