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Dienstag
04.04.2023

TV / Radio

Rote Karte für das ZDF. Aber vielleicht geht das Zusammenspiel doch noch irgendwann in die Verlängerung...          (Screenshot Webseite Urs Meier)

Rote Karte für das ZDF. Aber vielleicht geht das Zusammenspiel doch noch irgendwann in die Verlängerung... (Screenshot Webseite Urs Meier)

Die juristische Auseinandersetzung zwischen dem langjährigen Fifa-Referee Urs Meier und ZDF geht in seine finale Phase: Am 19. April soll vor dem Landgericht Mainz das Urteil verkündet werden, so Meier gegenüber dem Klein Report. Er ist nach wie vor davon überzeugt, im Recht zu sein. 

Seit über einem Jahr streiten sich der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Ex-Fifa-Schiedsrichter Urs Meier und sein ehemaliger Arbeitgeber ZDF um eine Entschädigung in der Höhe von 35'000 bis 40'000 Euro, weil das ZDF einen mündlich abgeschlossenen Vertrag nicht eingehalten hat.

 «Für mich ist ein Vertrag ein Vertrag», so Urs Meier beim Telefongespräch mit dem Klein Report. «Ich habe über 15 Jahre lang als Experte für das ZDF gearbeitet, immer mit einer Vereinbarung und einem Handschlag. Dies jeweils ein halbes Jahr vor den grossen Turnieren und der Vertrag kam dann kurz davor. Da müsste man eigentlich erwarten, dass auch ein mündlich geschlossener Vertrag juristisch bindend ist», so Meier, der seit einigen Jahren mit seiner Frau und Managerin Andrea und der gemeinsamen Tochter Blu in Andalusien, Südspanien, lebt.

 «Mir geht es in erster Linie nicht um das abgemachte, ausstehende Honorar für meine Arbeit beim ZDF, sondern vor allem um die Gerechtigkeit. Und dafür kämpfe ich», so der Aargauer weiter. «Die treibt mich an und lässt mich auch hoffen, dass die Richter beim Landgericht Mainz das ähnlich sehen. Und deshalb zu meinen Gunsten entscheiden.»

Lisa Kettering, Richterin und Pressesprecherin am Landgericht Mainz, bestätigt gegenüber dem Klein Report den Termin: «In dem Verkündungstermin vom 19. April wird der Richter entweder ein Urteil fällen (also über den Antrag des Klägers zu dessen Gunsten oder dessen Lasten oder teils/teils) entscheiden oder der Richter hält zum Beispiel eine weitere Beweisaufnahme für erforderlich, dann erginge zum Beispiel nur ein Beweisbeschluss und das Verfahren würde fortgesetzt werden», so Kettering weiter.

Während Meier hoffnungsvoll der Urteilsverkündung am 19. April in Mainz entgegensieht, sehen die Fakten für das ZDF ganz anders aus. Der Klein Report hat auch beim langjährigen Arbeitgeber Meiers angefragt. «Urs Meier ist ein vom ZDF geschätzter Fussballexperte, mit dem in der Vergangenheit eine gute Zusammenarbeit bestand», gibt Thomas Hagedorn, Hauptabteilung Kommunikation beim ZDF, gegenüber dem Klein Report zu Protokoll. «Für die Europameisterschaft 2020, die pandemiebedingt in das Jahr 2021 verschoben wurde, hatte sich das ZDF entschieden, Urs Meier für die Berichterstattung nicht einzusetzen. Ein Vertrag für einen Einsatz bei der Euro war mit Herrn Meier nicht geschlossen worden. Das ZDF äussert sich nicht zu laufenden Verfahren», so Hagedorn abschliessend.

Soweit also das ZDF: Vor allem der Satz, dass Urs Meier ein vom ZDF geschätzter Fussballexperte sei, lässt aufhorchen. Und durchaus hoffen, dass die Türe für den Ex-Referee am Lerchenberg nicht ganz zu ist. Wie sieht das Urs Meier? «Never say never. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Mitarbeiter, die gegen das ZDF juristisch vorgegangen sind und dann auch wieder für den Sender tätig waren. Warum also nicht auch ich», so der Aargauer. Auf seiner Homepage steht das ZDF immer noch als Referenz, neben vielen anderen nationalen und internationalen Firmen wie Swiss, ABB, Mercedes Benz oder DB.

Gerade erst ist der 64-Jährige von einer längeren Vortragsreihe, die ihn nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz geführt hat, nach Spanien zurückgekehrt. «Die Buchungen haben wieder zugenommen», so Meier gegenüber dem Klein Report. «Gerade nach der Pandemie haben die Menschen wieder vermehrt das Bedürfnis nach 1:1-Begegnungen, was mich natürlich sehr freut», so der international gefragte Vortragsredner, der laut seiner Homepage das Motto «Du bist die Entscheidung» lebt.

Fussball-Fans haben längst registriert, dass Meier seit Kurzem für den «Blick» Schiedsrichter-Entscheidungen, oder besser gesagt VAR-Entscheidungen, regelmässig hinterfragt. Ein Fan des VARs ist Meier nicht: «Jedes Spiel hat sein eigenes Bild, seine eigene Dynamik. Der Schiedsrichter liest das Spiel und kann sehr wohl entscheiden, ob ein Foul ein Foul war oder ob Hand Hand ist», so Meier. «Gerade die minutenlange Betrachtung der Videobilder aus allen verschiedenen Positionen bringt einen Schiedsrichter mitunter völlig durcheinander und ist deshalb oft matchentscheidend», so Meier, der seit einiger Zeit regelmässig als Referee-Experte für den Swisscom-Sport-Sender «Blue» arbeitet.

Apropos TV-Experte. Es ist doch sehr verwunderlich, dass ein international anerkannter Ex-Referee wie Meier nach seiner beeindruckenden Karriere nie beim SRF aufgeschlagen hat. Gab es nie Kontakte zum Leutschenbach? «Nachdem ich vom ZDF für die WM 2006 engagiert wurde, war man beim SRF schon etwas erstaunt über die verpasste Chance, wie ich gehört habe», so Meier. «Aber angefragt wurde ich tatsächlich nie», bestätigt der Aargauer. Auch die Fifa oder die Uefa haben nach Angaben Meiers nie beim Schweizer Referee angefragt. Dafür hat Meier aber eine in sich logische Erklärung. «Sobald jemand beim Fernsehen als Experte arbeitete, wurde er nicht mehr bei den Verbänden aufgeboten.»

Nächsten Sommer finden in Deutschland die Fussball-EM statt. Es wäre ein Scoop Meiers, wenn der Ex-Referee von einem TV-Sender verpflichten werden würde. Doch erst findet die Urteilsverkündung vom 19. April statt, wo Meier nicht vor Ort sein wird. «Ich werde das Urteil annehmen und es erst einmal sacken lassen», so Meier.

Falls das Urteil weder von Meier noch dem ZDF akzeptiert wird, wäre die nächsthöhere Instanz das Oberlandesgericht Koblenz, so Lisa Kettering gegenüber dem Klein Report. «Wie lange sich der hiesige Prozess dann noch hinziehen könnte, vermag ich nicht einzuschätzen, da ich die rechtliche oder tatsächliche Problematik des Falls nicht kenne.»

Und Urs Meier versucht derweil auch in dieser schwierigen Situation seinem Lebensmotto «Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist» treu zu bleiben.