Darüber waren sich die meisten Premierengäste beim Musical «Io senza te» über Peter, Sue & Marc im ausverkauften Theater 11 in Zürich einig: Es war die VIP-Premiere, und männiglich war da am Donnerstagabend, um sehen und gesehen zu werden.
Die Journalisten und TV-Crews standen sich die Beine in den Bauch, von «glanz & gloria» bis TeleZüri wurden die üblichen Promibeiträge gesendet, der «Blick» machte am Samstag die letzte Seite frei für die berühmten Schweizer, die sich das Musical des berühmtesten helvetischen Trios der Musikgeschichte nicht entgehen lassen wollten.
Dass weder die Sonntagspresse noch die anderen Zeitungen des Landes am Samstag kaum über den Mucial-Anlass berichteten, muss nachdenklich machen. War der Grund, dass Ringier-Magazine im Vorfeld schon reichlich gepowert hatten, die «Schweizer Illustrierte» auch schon mit einem Titelbild? Oder ist tatsächlich die Qualität des Musicals der Grund für die mediale Zurückhaltung?
Dass es Domenico Blass war, der das Script schrieb, löste am meisten Kopfschütteln aus. Ausgerechnet der Autor, der sonst so originelle und vielseitige Headwriter von Giacobbo/Müller und vieler anderer guter Schreibtaten soll diese Banal-Handlung erfunden haben?
Ein ausgewanderter Schweizer Vater - er verbindet die Liebe zu seiner verstorbenen Frau mit dem Titelsong des Musicals «Io senza te» - wohnt mit seiner Tochter auf den Bahamas. Als diese flügge wird, fliegt sie zurück nach Zürich. Dort trifft sie in der «Bahamas Bar» auf ein paar Musikbegeisterte, und aus irgendwelchen obskuren, an den Haaren herbeigezogenen Gründen, gründet man eine «Peter, Sue & Marc»-Coverband.
Die Tochter teilt alles regelmässig per Skype ihrem fischenden Vater mit, der das Töchterli unter anderem vor dem - so eine Plattitüde - verführerischen Zürcher Niederdorf warnt. Lange Rede kurzer Sinn: Auch das Happy End ist nicht ganz logisch.
Das Bühnenbild, das von Bahamas-Sonnenuntergang zu Bahamas-Bar-Nachtclub wechselt und zwischendurch sogar in der Wohnung der Protagonisten stattfindet, ist originell und wird jeweils im Eiltempo verändert.
Die Musik ist super modern und peppig-poppig arrangiert, die Sänger, allen voran die perfekten Chöre sowie die Stimmen von Hauptdarstellerin Anja Häseli und von Ex-Plüsch-Sänger Ritschi überzeugen total. Wenn, ja wenn nur nicht die etwas dümmliche Handlung wäre, die mit einem stets besoffenen Pseudo-Manager, einem miserablen Schauspieler zudem, die Klischees des serbelnden Musikgeschäfts noch ganz tief unterbot.