Das Parteiorgan der Zürcher SVP, der «Zürcher Bote», kommt ab sofort ohne seinen Kolumnisten aus, wie die «Neue Zürcher Zeitung» und der «Tages-Anzeiger» am Wochenende übereinstimmend schreiben. Der Abgang des kantigen Kolumnisten, den der damalige Parteipräsident und heutige Bundesrat Christoph Blocher 1980 zur SVP geholt hatte, sei «nicht zuletzt aus Kostengründen» erfolgt, zitieren die Zeitungen Nationalrat Ueli Maurer. Kradolfer habe nämlich 200 Franken pro Kolumne erhalten, 10 000 Franken im Jahr, was sich die SVP nicht mehr leisten könne.
Vielleicht will die Partei sich den Kolumnisten aber nicht mehr leisten, da er verschiedentlich auch SVP-kritische Töne anschlug. So erinnert sich Maurer im Abschiedstext an Fraktionssitzungen, «an denen Kolumnen verdammt und Fredy Kradolfer ins Pfefferland gewünscht wurden». «Wenn die Partei sich weiterhin derart gebärdet, dass sich alle Wählerinnen und Wähler ausserhalb ihrer eigenen Reihen mit Schaudern abwenden, dann werden dadurch hervorragende Kandidaten wie etwa Toni Bortoluzzi gnadenlos verheizt», lasen etwa die SVP-Mitglieder nach dem ersten Wahlgang für die Zürcher Regierungsratswahlen im März 2005. Nie habe er so viele zustimmende Reaktionen erhalten wie damals, erinnert sich Kradolfer laut der NZZ.
Solches Ungemach kann künftig nicht mehr passieren, da anstelle der Kolumne auf der ersten Seite Inserate erscheinen sollen, wie Parteisekretär Claudio Zanetti gesagt habe. Und statt zwei Kolumnisten wie bisher werde es nur noch einen geben: Christoph Mörgeli. Der Nationalrat schreibt ganz sicher nicht an der Parteilinie vorbei, da er sie selbst wesentlich mitbestimmt; und er arbeitet erst noch umsonst - zumindest für den «Zürcher Boten». Das SVP-Blatt dürfe nämlich seine Texte, die am Tag vorher jeweils in der «Weltwoche» erscheinen, kostenlos übernehmen, vermeldet die NZZ.
Montag
25.12.2006